Ein besonders beunruhigender Aspekt ist die Frage, ob derartige Systeme etwa flächendeckend auf alle Beschäftigten angewendet werden. Solch eine umfassende Überwachung birgt das Risiko, dass Arbeitgeber diese Tools missbrauchen, um ihre Mitarbeiter auszuspionieren.
Diese Frage kann, denke ich, mit "Ja" beantwortet werden. Wo ein Trog ist, sind die Schweine nicht weit. Vorrangig geht es um Cybersicherheit. Daneben aber erlauben solche Tools eine Protkollierung der Tätigkeiten von Mitarbeitern, und zwar ohne den dazugehörigen Kontext:
Du hast fünf Minuten lang nicht an der Email weitergeschrieben? Erkläre dich beim nächsten Mitarbeitergespräch! Dabei hat ein Mitarbeiter vielleicht nur über eine passende Formulierung nachgedacht oder handschriftliche Notizen geordnet.
Somit hat der Arbeitgeber einen Pool an Pille-Palle-Sachverhalten, aus dem er sich bedienen kann, um Mitarbeitern z.B. Sonderzahlungen oder andere Vergünstigungen zu verwehren, wenn diese keine adäquate Antwort darauf haben. Außerdem können den Mitarbeitern dann die Daumenschrauben angezogen werden, wenn es wieder um Budgetkürzungen oder Ähnlichem geht. Schließlich sind die Personalkosten einer der größten Faktoren. Oder es eröffnen sich neue Möglichkeiten, den Mitarbeitern mehr Arbeit aufzudrücken, schließlich ist die exakten Dauer der jeweiligen Tätigkeiten genau protkolliert.
Wenn sich so etwas durchsetzt, dann hat ein Arbeitnehmer eine deutlich schlechtere Verhandlungsposition gegenüber dem Arbeitgeber. Die Implikation des Misstrauens des Arbeitgebers gegebüber dem Arbeitnehmer steht dann "beweisbar" im Raum.
Gute Arbeitgeber geben ihren Mitarbeitern einen Vertrauensvorschuss und räumen ihnen auch gewisse Freiheiten ein. Mitarbeiter, die gut und fair behandelt werden, sind loyaler (in dem Sinne, dass die Reputation des Arbeitgebers nicht negativ beeinflusst wird. Wenn der Arbeitgeber schlecht zahlt, das Arbeitsklima schlecht ist, oder die Mitarbeiter keine Unterstützung und Rückhalt erfahren, oder eben unnötigerweise überwacht werden, dann leidet der Ruf des Arbeitgebers - in diesem Fall sollte man sich eventuell nach einer neuen Arbeit unschauen).
Interessant fand ich vor allem die Aussage des Schauspielers. Sinngemäß: Die Leute, die dieses Video (von Topfvollgold) eigentlich sehen müssten, um aufgeklärt zu werden, wie sehr man hinters Licht geführt wird, erreicht man gar nicht.
Und das gilt für so ziemlich jede Art von Fake-News und Verschwörungstheorien. Derartige Aufklärungsvideos wie z.B. von Topvollgold bekommt man vom Algorithmus nur dann vorgeschlagen, wenn man sich ohnehin bereits dafür interessiert. Und das dürfte wohl kaum auf die Konsumenten von KI-generiertem Content oder anderen Inhalten, die dringend Aufklärung bedürfen, zutreffen.