Den Wehrmachtskontext sehe ich auch absolut! Aber die Aussage "[das Lied], das die musikalische Untermalung des Massenmords an Jüdinnen und Juden war" finde ich noch mal heftiger. Wenn es um das musikalische Äquivalent von "Arbeit macht frei" gehen würde, würde ich ja zustimmen, aber so müsste das dann doch eigentlich für alle Marschlieder der Wehrmacht gelten oder für jegliche andere Propaganda aus der Nazi-Zeit. Oder gibt es etwas an dem Lied, was eine besondere Verbindung zum Holocaust hat?
Quittenbrot
Ich rede ja, wie geschrieben, nicht unbedingt von diesem Unternehmen/Produkt, sondern um die grundsätzliche Einstellung. Den (oft hämisch) vielzitierten "freien, Markt, der regelt" gibt es da einfach nicht, sondern wir befinden uns in einem knallhart geführten wirtschaftlichen Verteilungskampf, den wir zwar aus einer sehr komfortablen Situation heraus begonnen, aber seitdem auch nicht besonders überzeugend geführt haben.
Klar zeige auch ich gerne auf idiotische VW-Manager, die das ganze durch ihre Entscheidungen verbockt haben, oder die Politik, die heimische Wind- und Solartechnik und jetzt vielleicht auch Wärmepumpen vergurkt haben. Aber am Ende zahlt das ganze unsere Volkswirtschaft und das sind letztlich du, ich, wir. Dann wird das mit der Häme gegen "die da oben" plötzlich schwieriger.
Jetzt sagst du, du möchtest keine Investitionen in doofen Individualverkehr. Verstehe ich grundsätzlich. Gleichzeitig machst du dabei aber den Denkfehler, den ich oben schon angesprochen hatte: die Technologie kann ja durchaus als "Individualverkehrsmittel für Reiche" beginnen, dann aber trotzdem auch zu einem "öffentlichen Verkehrsmittel für alle" werden. Benz hat auch erst einen Schnösel-Zweisitzer gebaut und erst später einen Omnibus fürs Volk.
Der antisemitische Kontext wird erst ersichtlich, wenn man den Hintergrund zum Lied kennt, das die musikalische Untermalung des Massenmords an Jüdinnen und Juden war.
Klar, Ferdinand Nielebock ist quasi gleich nach Machtergreifung der Nazis NSDAP-Mitglied geworden und ich sehe auch, dass er mit "Erika" einen sehr praktischen Durchhaltesong für Wehrmachtssoldaten auf Eroberungsfeldzug geschrieben hat. Doch das kapiere ich irgendwie nicht? Kann mir das jemand erklären?
Markt regelt und so.
Mal ganz unabhängig davon, ob man im konkreten Fall groß hinterherweinen muss: der Ansatz funktioniert nur in einem tatsächlich freien globalen Markt.
Stattdessen leben wir in zunehmend protektionistischen Zeiten, wo Staaten durch massive Eingriffe den Markt gestalten. Beispiele sind Chinas Subventionen oder amerikanische Zollschranken. Wenn dann ein hiesiges Unternehmen nach Regeln des freien Marktes bestehen muss, während der chinesische Konkurrent üppig mit staatlichen Geldern versorgt wird, ist klar, wer am Ende übrigbleibt.
Natürlich ist es gerade hier schwierig, Sympathien für so ein "Reichen-Spielzeug" aufzubringen. Aber einerseits fangen so neue Technologien oft erst als Reichen-Spielzeug an (wer braucht schon ein Mobiltelefon oder einen tragbaren Computer?).
Anderseits sollte sich auch hier darüber Gedanken gemacht werden, wie man grundsätzlich Industrie, aber eben auch moderne Technologie im Land halten kann.
Ich kenne genau diesen Herd aus der Familie und der hört sich normal definitiv nicht so an.
Nach oben, nicht nach unten.. /s
»Es kann nicht sein, dass wir auf Hinweise aus dem Ausland angewiesen sind, aber selbst unsere Fähigkeiten nicht voll ausschöpfen dürfen, weil ein falsches Datenschutzverständnis uns die Hände bindet«
Aber klar. Wenn sich einfach jeder den Fuß amputieren lässt, können bei manchen auch keine Nägel mehr einwachsen.
Faeser wolle auf jeden Fall selbst über seine Nachfolge bestimmen
Das glaube ich. Wo kämen wir denn da hin, wenn da ausversehen jemand landen sollte, der den Vollüberwachungskurs von Faeser und ihrer SPD nicht mitgehen würde.
Manche Dinge sollen dann doch lieber nicht mehrheitlich oder von anderen entschieden werden, sondern ganz feudal wie früher. Bei sowas holt der Kanzler dann gern auch mal die "Richtlinienkompetenz" raus.
Ehrlich gesagt denke ich, dass es sowas in Zukunft immer öfter geben wird. Und es ist auch kein Phänomen nur "der Reichen". Ich kenne aus meinem Umfeld viele, die als junge, alternative Erwachsene natürlich in den multikulturellen Szenebezirken der Großstadt wohnten, aber später die eigenen Kinder dann doch auf gar keinen Fall auf die Stadtteilschule schicken wollen oder gleich in die bürgerlicheren Ecken umziehen.
Wenn es um die eigene Nase geht, ist Segregation plötzlich oft gar kein so großes Tabu mehr.
Zumindest Benns Text habe ich gelesen und der klingt für mich eigentlich ganz nachvollziehbar.
Du hast übersehen, dass sich solche Hirngespinste erst "rechnen", wenn einem aufgrund des eigenen geopolitischen Selbstmords auf Raten plötzlich so Dinge wie Überwasserschiffe oder gar Pipelines nicht mehr zur Verfügung stehen.
Dachte auch erst, dass es sicherlich diese schwarz-weiße Kriegsflagge aus dem Kaiserreich war (und habe mich entsprechend über das "nationalsozialistischer Symbolik" gewundert). Aber nein! Die Irren da haben tatsächlich eine Hakenkreuzflagge gehisst!
Es macht halt keinen Sinn, über etwas herzuziehen, das nicht das Problem ist. Also jenseits von lustigen Meme-Sprüchen fürs Internet. Ich fände aber angesichts der Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen, ein bisschen mehr (volks-)wirtschaftliche Seriosität auch im eher linken Mainstream eigentlich ganz angebracht. Das Feld argumentativ nur Christian Lindner und seinen Jüngern zu überlassen, wäre mir zu wenig.
Mir geht es auch überhaupt nicht darum, hier das hohe Lied auf "den freien Markt™" zu singen, ich finde viele Regulierungen sehr sinnvoll und bin kein Fan von wirtschaftlichem Wild West. Stattdessen müssen wir eher mit den Praktiken der anderen gleichziehen und das ist kein freier Markt, sondern harter Protektionismus. Ich habe gar keine Lust darauf, dass wir am Ende die gekniffenen sind, weil wir den Diskurs nicht hart genug führen.