Deutschland
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In solchen Kalkulationen kommen die Kosten für ein Auto in Größenordnung von 200-300 Euro pro Monat vor. Das DT bringt eine Ermäßigung gegenüber dem Monatstarif des lokalen Verkehrsbunds von wie viel? 50 Euro? Oder vllt. 100 Euro, wenn mann durch zwei Tarifzonen pendeln muss? Das wäre eine Größenordnung die eventuell Einige zum Wechsel von Auto auf Schiene antreibt. (Nach Angaben der Verkehrsgesellschaften ist aber der Anteil solcher Bahn-Neukunden gering.) Ich bezweifle aber sehr, dass eine Verteuerung um 8 Euro oder sogar 20 Euro die Kalkulation maßgeblich ändert. Man sollte auch bedenken, dass die Autohaltungskosten (z. Bsp. Versicherungskosten) von der Inflation betroffen sind.
Im Gegenteil, ich glaube, dass der größte Vorteil des DT darin besteht, dass die Verkehrsbunde nicht mehr über die Gestaltung der Tarife und Preise um Neukunden werben können. Der Preis steht fest. (Leider nur für zwei Jahre - das ist ein wichtiger Kritikpunkt.) Stattdessen müssen die Verkehrsgesellschaften ihr Angebot verbessern, z. Bsp. indem Sie Bikesharing, Carsharing oder Parkplätze (für Autos oder E-Bikes) an Bahnhöfen für ihre Kunden (inkl. DT-Abonennten) vergünstigt oder sogar kostenlos anbieten. Ich glaube solcher Service könnte viel mehr Leute, vor allem auf dem Land, dazu bringen mehr Fahrten mit Bahn statt mit Auto zu absolvieren.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass du recht hast und die Preiserhöhung bei vielen rational die Rechnung nicht substantiell ändert. Aber meiner Meinung nach ist es fundamental falsch beim Deutschlandticket über den Preis zu argumentieren. Ich finde damit verfehlt man genau die Essenz, die das Deutschlandticket so genial macht.
Egal ob es jetzt 49€ oder 58€ kostet, kostendeckend wird das nicht sein und muss es auch nicht. Die wahren Vorteile für die Gesellschaft (und somit den Staat) entstehen doch duch ganz andere indirekte Effekte: Klimaschutz, sozialgerechte Umverteilung, Vereinfachung, Planbarkeit, Lebensqualität und vieles mehr.
Bis auf die Vereinfachung der Tarife/Strukturen schadet man eigentlich all diesen indirekten Zielen. Ein höhrerer Preis führt zu weniger Nutzern des ÖPNV, was dem Klima schadet, trifft finanziell schwache Überproportional, da Mobilität einen höheren Anteil ihres Budgets ausmacht, Planbarkeit hat alleine schon die Vorhergehende Debatte geschadet, aber eine fast 20%ige Erhöhung nach nur 1 Jahr zerstört jedes Vertrauen endgültig, und Lebensqualität reduziert sich mMn auch, umso mehr man sich durchrechnen muss, ob es sich denn wirklich lohnt.
Aber wenn man es von der Kostenseite betrachten will, dann sollte man auch bedenken was eine Erhöhung bewirkt. Die "teuren" Dauernutzer bleiben, aber die relativ gesehen "günstigen" Gelegenheitsnutzer oder -wechsler (die sonst z.B. die auch nicht kostenlose Autoinfrastruktur nutzen) vergrault man.
Davon abgesehen glaube ich, dass sich tatsächlich relativ wenige exakt durchrechnen wieviel sie für Mobilität ausgeben. Die wenigsten werden Verschleiß, Wartung, Reparaturen etc akkurat auf Monatsbasis umrechnen. Das ist deutlich subjektiver und da beinflusst so eine Erhöhung die Entscheidung überproportional stark.
Ob es jetzt die Zusätzlichen Angebote inkludiert braucht weiß ich nicht, vor allem solange der Kernbereich so marode ist. Aber generell unsere Infrastruktur und Gesellschaft weg von einer Fokusierung auf den Autoverkehr zu entwickeln ist sicher sinnvoll. Aber das wird nicht duch eine solche Erhöhung geschehen, wir reden hier gerade mal von ca. 1,4mrd Mehreinnahmen durch die 9€ erhöhung (ausgehend von ca. 13mio Nutzern und der Annahme es werden nicht weniger). Und falls es doch so günstig wäre, dann könnte man die paar € doch auch irgendwo anders im Budget finden.
Ich bin so ein Gelegenheitsnutzer - ich habe das Deutschlandticket nur wegen der Bequemlichkeit, jederzeit in eine Straßenbahn etc steigen zu können, ohne mich mit Waben, Verkehrsverbundgrenzen oder der Suche nach dem nächsten funktionierenden Ticketautomaten auseinandersetzen zu müssen.
Wenn bei mir 20 Euro an Fahrscheinen im Monat zusammenkommen, ist das viel, aber mit dem Arbeitgeberanteil war es mir das wert - und eine gute Sache querfinanzieren tu ich auch gerne.
Bzw. tat ich gerne, mit der Erhöhung kombiniert mit immer schlechterer Zuverlässigkeit bin ich raus.
Ich mache weiter alles was geht mit dem Rad, da bin ich wenigstens pünktlich. Sonst dann halt wieder mehr mit dem Auto. Verkehrswende hab ich für mich persönlich aufgegeben. Danke, Wirsing.
Dein Beispiel fasst die Tragik ziemlich perfekt zusammen, denn genau über Fälle wie deinen verankert man den Wandel doch in der Gesellschaft und weitet die potentielle Nutzerbasis aus.
Und z.B. den eventuell ungewollten "Opportunitätskäufern" die es einmalig kaufen, wenn man es doch mal extrem in einem einzelnen Monat kauft, wirkt man doch eh schon durch das eher umständliche Abomodell entgegen. Deutlich besser als mit ein paar Euro mehr. Wobei ich es selbst hier so sehen würde, dass man langfristig vielleicht hoffen kann, dass ein nachhaltiger Wandel stattfindet.