this post was submitted on 28 Aug 2024
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz

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[–] aaaaaaaaargh 12 points 2 months ago (1 children)

Ich kann mich in keinen dieser Zahlen wiederentdecken. Als Student wäre ich froh gewesen "nur" 50% meines verfügbaren Geldes in Miete zu stecken, da waren es eher so 70-80%.

Heute lebe ich mit per Definition angeblich sehr hohem Einkommen in einer Stadt und bin bei etwas über 30%. Gut, das kann man noch auf die Region schieben, wenn man möchte.

[–] Blaubarschmann 6 points 2 months ago (1 children)

Ich bin selbst mit eigentlich gutem Einkommen bei 50% und hab noch ne Familie vom Rest zu ernähren. Es ist einfach nur Wahnsinn wie teuer mittlerweile alles ist

[–] aaaaaaaaargh 2 points 2 months ago (2 children)

Fühle ich. Hätte ich nicht unverschämtes Glück mit meiner Wohnung gehabt, würde ich auch bei knapp 50% liegen. Das ist halt das miese, dass wir besteuert werden wie Großverdiener, aber eigentlich den Rest direkt durchreichen dürfen.

Und jetzt überleg mal, wie es ist, Familie und kein gutes Einkommen zu haben.

[–] addictedtochaos@lemm.ee 6 points 2 months ago* (last edited 2 months ago) (1 children)

Wieder das Märchen, daß Steuern und Abgaben das Problem sind, dabei erzeugen sie erst die gesamte Infrastruktur, die es sowohl arbeitnehmer als auch arbeitsgebern ermöglicht, Geld zu verdienen.

Die Antwort ist jedes mal die gleiche: Dein Lohn ist zu niedrig.

Der Mehrwert, den du erzeugst Geld verpufft nicht etwa in den steuern und Abgaben, sondern du bekommst für den Mehrwert deiner Arbeit immer weniger Vergütung.

Und die Vergütung, die du bekommst, holt sich jemand anders.

Für die Steuern und Abgaben bekommst du einen Gegenwert.

[–] aaaaaaaaargh 4 points 2 months ago (2 children)

Wieder das Märchen, daß Steuern und Abgaben das Problem sind, dabei erzeugen sie erst die gesamte Infrastruktur, die es sowohl arbeitnehmer als auch arbeitsgebern ermöglicht, Geld zu verdienen.

Das wäre aber durch z.B. eine Kapitalertragssteuer entlastbar. Die gegenwärtige Abgabensituation macht es Arbeitgebern schwer, in echte Konkurrenz zu anderen (ebenfalls westlichen) Ländern zu treten. Da sich die Globalisierung aber nicht zurückdrehen lässt, ist das

Die Antwort ist jedes mal die gleiche: Dein Lohn ist zu niedrig.

leider ein Zirkelschluss.

Der Mehrwert, den du erzeugst Geld verpufft nicht etwa in den steuern und Abgaben, sondern du bekommst für den Mehrwert deiner Arbeit immer weniger Vergütung.

Ich sitze auf der anderen Seite und was du sagst, trifft auf Großunternehmen zu, nicht aber Klein- oder Kleinstunternehmen. Und die Großen werden nicht selten aufgekauft und dann gibt es noch drakonischere Maßnahmen (sowas erlebe ich leider mittlerweile jedes Jahr aufs neue).

Und die Vergütung, die du bekommst, holt sich jemand anders.

Unter anderem der Staat. Ein Beispiel: warum zahlt man eigentlich Steuern im Voraus, um sie dann später irgendwann zurückzubekommen? Das nennt man zinsloses Darlehen - praktisch! Mit weniger Abgabenlast könnte ich beispielsweise mehr Menschen in Vollbeschäftigung bringen. Mit mehr Subventionen ebenfalls. Beides ist leider nicht gegeben und die Auftragslage stagniert aufgrund der notwendigerweise hohen Tagessätze. Keine Ahnung, wer "jemand anderes" bei dir ist - ich bin es nicht.

Für die Steuern und Abgaben bekommst du einen Gegenwert.

Ein Gegenwert, der ungleich verteilt getragen wird. Die Steuerprogressionskurve ist nicht zeitgemäß, die zugrundeliegenden Definitionen ebenfalls nicht. Ich würde sofort schweigen, wenn die wirklich wohlhabenden 0.X% im gleichen Maße zur Kasse gebeten würden.

Klar, man kann mit solch einer Argumentation natürlich bequem pauschal Arbeitgeber als böse und raffgierig deklarieren, dann fällt es leicht, so zu reden. Ich verstehe das auch, das war bei mir auch mal so, aber mein persönlicher Tellerrand hat sich seitdem doch schon etwas verschoben.

[–] SojaPudding 6 points 2 months ago (1 children)

Mal eine Idee: Erhebliche Besteuerung von nicht selbst bewohnten Immobilien und gleichzeitig die Förderung von genossenschaftlichen Wohnprojekten/Neubauten.

[–] aaaaaaaaargh 2 points 2 months ago

Gehe ich kompromisslos mit. Die wirklichen Ausmaße von Leerstand sind leider komplett unsichtbar, aber gewaltig. Wir müssen die Politik als unsere Vertreter (und mehr sind sie nicht) endlich dazu nötigen, diese unseren Interessen auch wahrzunehmen. Politischer Wille muss entstehen und zwar dadurch, dass wir unsere demokratischen Mittel ausschöpfen. Geht in die Politik, geht zur Politik, fordert Lobbyregister und knallharte Strafen für Korruption und Amtsmissbrauch (oder wählt einfach nicht die CDU zwinker zwinker).

Solange sowas ungesehen und ungeahndet bleibt, wird mein Unverständnis, so hohe Steuern zu zahlen, nicht nachlassen. Ich fühle mich nicht ungerecht behandelt, sondern im Kollektiv verarscht, das ist was anderes.

[–] addictedtochaos@lemm.ee 2 points 2 months ago

Danke für deine ausführliche antwort, ich brauche ruhe um das alles zu lesen und zu verstehen.

[–] starchylemming@lemmy.world 6 points 2 months ago (1 children)

die Familie mit dem niedrigen Einkommen zahlt auch weniger steuern.

Das Problem sind in erster Linie die parasitären Vermieter, die den Markt leer kaufen und die Preise hoch treiben . Zur Not mit längerem Leerstand

In zweiter Linie Airbnb, die Wohnungen stehen ein gutes Stück vom Jahr leer und tragen nichts zur Gesellschaft bei.

dann gibt es noch Wohlhabende mit zweit und dritt Wohnung (oder mehr). Ganze viertel in schönster Lage sind die meiste Zeit vom Jahr Menschenleer... Hier könnten unzählige Familien leben. Did Gemeinde weist aus Platzgründen keine weiteren Flächen für Wohnbauten aus.

Zum Abschluss gibts noch die Bauunternehmen, die seit Jahrzehnten nicht modernisiern und mit extremen Rohstoffpreisen kämpfen und pleite gehen

Steuern sind nicht das Problem. Mehr Steuern oder nur angepasste Regeln an der richtigen Stelle wären die Lösung. Man kann die Grunderwerbsteuer zu leicht umgehen. Die extreme Anhäufung von Immobilien wird nicht bestraft sondern quasi belohnt (verluste machen ist super einfach und drückt die steuerlast nach unten + der spätere verkauf ist quasi steuerfrei wenn man es richtig macht ) Es kann ihnen egal sein ob sie tatsächlich vermieten, weil die Wertsteigerung bis zum Verkauf alleine schon reicht damit sich der Kauf lohnt. Die Mieteinkünfte sind der Bonus, der den billigen Kredit voll finanziert.

sorry für den wall of text. ich hab versucht es kurz und knapp zu halten

[–] aaaaaaaaargh 3 points 2 months ago (1 children)

Ich bin weitestgehend bei dir, nur hier

Steuern sind nicht das Problem. Mehr Steuern oder nur angepasste Regeln an der richtigen Stelle wären die Lösung

nicht ganz. Nicht ganz deswegen, weil Steuern und Abgaben definitiv ein Problem sind. Nämlich in der Art ihrer Verteilung. Und weil eine handvoll feudal anscheinender urdeutscher Familien sich an der Partizipation eines Solidarstaats vorbeibewegen. Das greift voll in den Rest dessen, was du geschrieben hast, also ja, da sind wir d'accord. Aber es ist für mich nicht ausreichend, zu sagen "mit den Steuern ist so wie jetzt alles ok". Ist es nicht.

[–] starchylemming@lemmy.world 4 points 2 months ago (1 children)

das Steuersystem braucht nur ein paar (okay, sehr viele) kleine Anpassungen. Ein Paar "bugs" werden aus gutem Grund nicht- oder nur langsam- gepatcht. Einige wenige hochgradig wichtige Leute verdienen wohl zu gut dran :--)

siehe Anne Brorhilker, die Oberstaatsanwältin beim CumEx - da gibts mal jemanden mit Eiern, der im System was weiterbringt und es wird überall gebremst. Ihr neuer Verein (Bürgerbewegung Finanzwende) versucht jetzt auf anderem Weg was zu verändern . Vielleicht tatsächlich fördernswert (?)

[–] aaaaaaaaargh 4 points 2 months ago

Definitiv fördernswert. Anne Brorhilker feier ich wie verrückt. Gleichzeitig ist es wahnsinnig, wie verdreht und korrupt dieses ganze Pack ist, das sie dort versucht hat, zu dekonstruieren. Die Frau steht da, zeigt mit dem Finger drauf und sagt: "Ihr seid kriminell". Und nichts passiert, absolut gar nichts.

Das ist verrückt. Und bloß, weil es wie normal und selbstverständlich passiert, heißt es nicht, dass es richtig ist. Gleiches Argument hätte ich für die Steuern. Ich spreche da übrigens nicht nur von Einkommenssteuer (obwohl die für mich wirklich am perfidesten gegenüber dieser Machenschaften ist), auch von beispielsweise der Umsatzsteuer, gepaart mit dem Bugfix (schön geschrieben von dir), dass kein Betrug durch zufällige spontane Preiserhöhungen stattfindet.

Ich hätte noch eine Idee, die ich irgendwie witzig finde: Erbschaft nur durch Übernahme der Verantwortung (ja genau, Erbschuld 2.0). Das heißt, wenn der liebe Papa über Jahrzehnte mit seinem Ekel-Unternehmen den Staat um Millionen bescheißt, darf Söhnchen sich auf dem nächsten Sylt-Urlaub überlegen, ob er das Erbe antritt und dann gleich für den Betrug seiner Familie geradestehen darf.