Die 23-jährige schweizerische Nachwuchspolitikerin Vivienne Huber hat mit einem queerfeindlichen Tweet für Aufregung gesorgt. Die Politikerin der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) postete am Mittwochabend auf X einen Artikel zum ersten CSD im Kanton Aargau und schrieb dazu: "Der Parasit expandiert…"
Um genau zu sein, bin ich als Zecke ein Ektoparasit
Der schwule Politiker Michael Frauchiger, der letztes Jahr unter anderem wegen der queerfeindlichen Haltung aus der SVP ausgetreten ist, teilte den Screenshot und fragte: "Was für einen erbärmlichen Charakter muss man haben?"
Dazu schrieb er: "Gerade einmal 4 Tage liegen zwischen 'Anstand und Respekt' sowie eine Minderheit als Parasit zu betiteln." Er spielte damit darauf an, dass sich Huber kurz vor ihrem Tweet erfolgreich gegen einen Instagram-Beitrag gewehrt hat, in dem sie als "Hure" bezeichnet worden war.
Ich denke „Nazifotze“ wäre angebrachter gewesen
Der Autor wurde von der Staatsanwaltschaft Luzern zu einer Geldstrafe in Höhe von 1.200 Franken (1.270 Euro) verurteilt.
Huber, die letztes Jahr SVP-Kandidat für das Bundes-Parlament Nationalrat war, löschte den Tweet zwar später, hielt aber an ihrer pauschalen Ablehnung von queeren Demonstrationen fest. Konkret schrieb sie: "Mein Wording war unüberlegt, dafür bitte ich um Entschuldigung. Nun richtig: Der Woke-Wahn expandiert…"
Immerhin zeigt sie, was Rechtsradikale meinen, wenn sie das Wort „woke“ benutzen
Im Regional-Fernsehsender Tele M1 umschrieb sie am Donnerstag queere Menschen, die zum CSD gehen, als pauschale Gefahr für Kinder:
"Warum muss man einen Pride veranstalten, wo Kinder frühsexualisiert werden?", erklärte sie etwa.
Ich bin nicht derjenige, der Kinder mit Regenbogenflaggen als sexuell empfindet
Huber gilt schon länger als extrem queerfeindlich. Letztes Jahr veröffentlichte sie etwa auf dem Youtube-Kanal der "Jungen SVP" ein knapp zweiminütiges Video mit dem Titel "Pride in St. Gallen: Mischung aus Hass und Dekadenz", in dem sie sich über Teilnehmende des CSD in der Ostschweizer Stadt lustig macht.
Ihr Fazit lautete: "Was da läuft, ist Ideologie. Was da läuft, ist reinste Propaganda. Was da läuft, ist durch und durch dekadent."
Die SVP wurde bei den Nationalratswahlen im vergangenen Jahr mit knapp 29 Prozent stärkste Kraft (queer.de berichtete). Die Partei hat aus ihrer Abneigung gegenüber queeren Menschen nie ein Geheimnis gemacht: So warb sie in ihrem Wahlkampf etwa mit einem "Gender-Monster", das angeblich Kinder gefährde – das Plakat in nationalsozialistischer Bildsprache wurde scharf kritisiert (queer.de berichtete).
Zuletzt sorgte die Partei für Aufsehen, weil sie die Austragung des Eurovision Song Contest im Land ablehnt. Hintergrund ist, dass die Schweiz den Musikwettbewerb dieses Jahr mit Nemo, einer nichtbinären Person, gewonnen hatte.
Fucking Snowflakes
Die Junge SVP erklärte etwa Anfang Juni, dass der Musikstar Nemo wegen der Geschlechtsidentität genauso gefährlich sei wie ein Islamist aus Mannheim, der einen Polizisten getötet hatte (queer.de berichtete). (dk)
Wo Anzeige wegen Verharmlosung von Terrorismus?