this post was submitted on 15 Oct 2024
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Archivierter Artikel aus der "Wirtschaftswoche":

Die Neigung der Deutschen zum Blaumachen ist belegt. Eine vorsichtige Reduzierung der Lohnfortzahlung in den ersten Krankheitstagen könnte helfen. Ein Kommentar.

Eine neue Scheißidee, die in die ähnliche Kerbe schlägt, wie schon die Debatte der arbeitsverweigernden Bürgergeldempfänger: Weil ein zu vernachlässigender Prozentsatz der Leute das System für sich ausnutzt, sollen dafür alle bestraft werden. Dieses Mal: krank feiern.

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[–] kshade@lemmy.world 30 points 1 month ago* (last edited 1 month ago) (2 children)

Diese Kolumne des stellvertretenden Chefradakteurs hat mich faules Stück vorhin endlich dazu gebracht dieses Wirtschaftsheulblatt bei Google News auf die Sperrliste zu setzen. Nicht nur argumentiert der werte Herr so als würden nur körperliche Beschwerden eine Krankmeldung rechtfertigen und sich der Status einer kranken Person nicht in den Stunden nach dem aufstehen rapide verschlechtern können, er haut auch unironisch sowas raus:

In Schweden etwa, auch nicht gerade das Land des wilden Manchester-Kapitalismus, wird der Lohn erst nach einem Krankheitstag weitergezahlt, und garantiert auch nur zu 80 Prozent. Die weitaus meisten Arbeitnehmer dürfte dies kaum ins soziale Elend stürzen, aber vielleicht manchen dazu bringen, die Bettkantenentscheidung noch mal zu überdenken.

Blau machen mit einem wirtschaftlichen Interesse der Arbeitnehmer bekämpfen zu wollen ist doch quatsch, das Interesse hat ein wirklich kranker Mensch doch auch. Gerade die Minderheit die tatsächlich von der Hand in den Mund lebt wird dann eben doch krank zur Arbeit erscheinen, sich und andere gefährden und potentiell noch viel mehr Schaden anrichten als nur ihren eigenen Arbeitsausfall.

So weit ich weiß ist es durchaus möglich ab dem 1. Krankheitstag eine ärztliche Bescheinigung zu fordern. Nur spart man so natürlich kein Geld auf Arbeitgeberseite.

Nebenbei: Ich bin dieses Jahr tatsächlich öfter krank gewesen als die davor, bisher 2x Erkältung und 1x Corona. Hoffe es bleibt dabei.

[–] KasimirDD 17 points 1 month ago* (last edited 1 month ago) (2 children)

Krankenschein ab erstem Tag ist halt ein dicker Stinkefinger zum Vertrauen in die Arbeitnehmer. Wer krank ist hat gerade am ersten Krankheitstag nicht unbedingt Bock, sich ins Wartezimmer zu hocken. Was mich mal interessieren würde: wenn ich zwei Tage ohne Arzt krank bin, bin ich am dritten wieder da. Wenn ich am Ersten zum Doc gehe, schreibt der mich die ganze Woche krank. Ob's da Statistiken zu gibt?

[–] kshade@lemmy.world 3 points 1 month ago

Krankenschein ab erstem Tag ist halt ein dicker Stinkefinger zum Vertrauen in die Arbeitnehmer.

Das stimmt, laut Kolumne ist das ja so stark gestört dass man anfängt über die Lohnfortzahlung zu diskutierten. Das ist, finde ich, ein noch größerer Mittelfinger.

[–] You 3 points 1 month ago (1 children)

Wer krank ist hat gerade am ersten Krankheitstag nicht unbedingt Bock, sich ins Wartezimmer zu hocken.

Bin da ganz bei Dir und bei ansteckenden Krankheiten ist es insgesamt schöner, wenn man die Erreger nicht großzügig in der Öffentlichkeit und besonders im Wartezimmer verteilt. Daher bin ich grundsätzlich für die Möglichkeit der telefonischen Krankschreibung. Leider wird das bei vielen Ärzten hier im ländlichen Bereich aber nicht angeboten. Da müsste nachgebessert werden.

Krankenschein ab erstem Tag ist halt ein dicker Stinkefinger zum Vertrauen in die Arbeitnehmer.

Um da mal einen Punkt anzubringen, den viele Arbeitnehmer manchmal nicht im Blick haben und der gar nichts mit Vertrauen zu tun hat: Gerade bei kleineren und mittleren Betrieben ist der Arbeitsausfall bei Krankheit verbunden mit der Lohnfortzahlung eine finanzielle Belastung. Daher gibt es die Aufwendungsausgleichszahlung der Krankenkasse, durch die ihnen ein Teil der Aufwendungen erstattet wird. Und die Krankenkassen verlangen einen Nachweis. Da läuft es darauf hinaus, dass ohne Attest keine Zahlung erfolgt.

[–] KasimirDD 1 points 1 month ago (1 children)

Unternehmerisches Risiko. :p

Aber daher meine Frage: zwei Tage ohne Schein oder fünf Tage mit?

[–] You 2 points 1 month ago

Bin kein Unternehmer :P

Aber Anekdote: Mein Chef meinte mal zu mir, dass ich (zu der Zeit nur müde und genervt, aber nicht krank, nur von ihm falsch eingeschätzt) doch zum Arzt gehen könne und dann trotzdem gerne ein paar Stunden zur Arbeit. Äh... Nö. Klare Absage und Ansage: Wenn ich mich auf die Odyssee zum Arzt begebe und ne AU bekomme, dann erscheine ich garantiert nicht bei der Arbeit.

[–] Saleh 7 points 1 month ago

Wir könnten ja erstmal das schwedische Lohnniveau und die schwedischen Sozialversicherung und Arbeitskultur durchsetzen. Dann schauen wir mal, wie sich das auf den Krankenstand auswirkt.