Nach zahlreichen Bombardements und Razzien hat Israels Militär am Freitag das Kamal-Adwan-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen gestürmt und 240 Menschen als »Hamas-Terroristen« an einen unbekannten Ort verschleppt.
Unter ihnen ist Hussam Abu Safiya, Direktor der Klinik, den Israel unbelegt als »Terrorkader« der Hamas bezeichnet.
Ein Video in sozialen Medien zeigt, wie er in seinem Arztkittel durch eine Trümmerlandschaft auf israelische Panzer zuläuft.
Er sei ins Foltergefängnis Sde Teiman gebracht worden, berichten von dort entlassene Häftlinge.
Vor einem Jahr hatte Israels Militär den damaligen Krankenhausdirektor Ahmad Kahlot festgenommen, der sich später in einem Verhör als Hamas-Kommandeur bezeichnete.
Trotz des mörderischen Gazakrieges blieb Abu Safiya – selbst kein Chirurg, sondern ausgebildeter Kinderarzt – auf seinem Posten.
Ende Oktober tötete eine israelische Drohne seinen Sohn, als dieser am Eingang des Krankenhauses stand.
Wenige Wochen später wurde Abu Safiya selbst von Schrapnellen verletzt. Ungeachtet dessen berichtete er im Internet weiter über die katastrophale medizinische Versorgung und den Hunger im zerbombten Gazastreifen. Ein Jahr nach Kriegsbeginn wandte er sich dazu in der »New York Times« an die Weltöffentlichkeit.
Das Kamal-Adwan-Krankenhaus wurde nach Israels Sturm in Brand gesetzt.
Es war die letzte große Klinik im Norden Gazas, dessen Gesundheitssystem nun zusammengebrochen ist.
Abu Safiya und sein Team betreuten zuletzt etwa 75 Kranke und Verletzte. Einige wurden in eine Klinik verlegt, die für die Behandlungen aber nicht ausgestattet ist.