this post was submitted on 27 Nov 2024
5 points (100.0% liked)

Gutes Morgen - Austausch über positive Zukünfte

114 readers
1 users here now

Gutes Morgen!

Wie können wir uns eine lebenswerte Zukunft konkret vorstellen? Und wo sind die Ideen und Beispiele fürs Handeln, damit es nicht beim Vorstellen bleibt?

Hier ist Raum für alle möglichen Themen, Perspektiven und Formen. Es gibt kein Header-Bild über allem, weil Zukunftsbilder schon Teil der Diskussion sind.

Schlechte Nachrichten könnten Auslöser für einen Beitrag sein, aber als reine Infos passen sie besser in andere Foren - versuchen wir es hier einmal konstruktiv von unten!

EnglishGood Tomorrow!

How to imagine a liveable future? And where are the ideas and examples for acting on it?

A space for all kinds of topics, perspectives, and shapes. There is no header above it all, because the imagery of future is up to debate as well.

Bad news could trigger a post, but as mere news they are a better fit with other communities here. Let's try to build some positive momentum from the bottom up!


founded 5 months ago
MODERATORS
 

Hiermit möchte ich zum einen herzlich alle im Forum begrüßen, die möglicherweise der Adresse auf der Pinnwand besagter Konferenz gefolgt sind! Zum anderen könnten wir an dieser virtuellen Pinnwand hier Eindrücke, Inhalte und Perspektiven sammeln. Gerne auch separate Beiträge im Forum oder ganz woanders erstellen, die können dann ja auch hier verlinkt werden.

Zur Erklärung: Ab dem letzten Freitag fand in Stuttgart-Bad Cannstatt die für alle offene Konferenz Mobilität für alle statt, ausgerichtet vom lokalen Klima-Aktionsbündnis Kesselbambule (Mastodon: @kessel_bambule@climatejustice.global) und Ende Gelände Süd (@ende_gelaende@climatejustice.global).

Schon die Räumlichkeiten der Kultur-Initative PRISMA sind bemerkenswert, da diese neben anderen eine Passage hergerichtet hat und zwischennutzt für Veranstaltungen, regelmäßiges gemeinsames Kochen (s. Kontext-Artikel) oder Fahrräder reparieren (https://bikekitchen-stuttgart.de/) u. a. Ein gute Sache, dass und für was hier mit einst ungeliebtem Bestand gearbeitet wird.

Es gab Vorträge, Vernetzungstreffen und Workshops, man konnte sich fürs Mithelfen bei Aufbau, Kochen, Awareness etc. melden. Es kamen auch Gruppen z. B. aus Bayern und NRW, und es gab etwa altersmäßig eine gute Mischung. Die Atmosphäre empfand ich als sehr angenehm und konstruktiv.

Ich selbst habe nur teilweise dabei sein können, zudem fanden Veranstaltungen auch parallel statt. Mit dem Entziffern meiner Notizen werde ich noch ein Weilchen beschäftigt sein, aber wichtiger ist mir jetzt der Versuch noch ein paar andere Stimmen zu finden.

Inhaltlich wurde immer wieder deutlich, dass man über die gegenwärtige Mobilität schlecht sprechen kann, wenn man nicht den Zusatz "...im kapitalistischen System" mitdenkt. Entsprechend müssen sich auch Zukunftsvisionen damit auseinandersetzen. Vernetzung statt Vereinzelung und das Wissen um Möglichkeiten (etwa der Vergesellschaftung gemäß Grundgesetz) können dabei helfen.

Einige Aspekte tauchen im sehenswerten Dokumentarfilm VerkehrsWendestadt Wolfsburg - Den automobilen Konsens aufbrechen (56 min.) auf, der gezeigt wurde und der hier auf labournet.tv angeschaut werden kann.

Also - sagt gerne Hallo und berichtet!

[Edit: Yes, we can...aber es heißt trotzdem Cannstatt]

#mobilität #infrastruktur #wirtschaft #gerechtigkeit

top 7 comments
sorted by: hot top controversial new old
[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago* (last edited 2 weeks ago) (1 children)

Hannes Rockenbauch (Stadtrat in Stuttgart und Stadtplaner): Workshop zum Thema ÖPNV
Profilseite

[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago* (last edited 2 weeks ago)

Zusammenfassung einiger Punkte

  • Mobilität als Bewegung in einem Raum, dabei unterscheidet man in Planung v. a. 3 Arten: Freizeit, Ausbildung/Arbeit, Erledigungen
  • 'Höhere Geschwindigkeit durch Fortschritt = Zeitersparnis' stimmt bei Mobilität unterm Strich nicht. Zeitverbrauch bleibt, nur die Wege werden weiter, weil z. B. entferntere Arbeitsplätze in Frage kommen.
  • Städte wie Stuttgart zielen beim ÖPNV vor allem auf den Ausbau in die Region hinaus, um Einzugsgebiet für Wertschöpfung zu vergrößern. So kann auch ÖPNV ein mehr an Energieverbrauch, Emissionen, Rebound-Effekten und Zersiedelung bringen.
  • Stadtplanung sollte eigentlich von einem Problem ausgehen (S21 ein 'Verkehrsprojekt', das von keinem Verkehrsproblem ausging). Sinnvoll ein Problem zweiteilig zu formulieren: a) Zustand und b) eigene Bewertung als negativ. So kann man schneller klären, ob andere a oder b anders sehen.
  • Gesammelte Probleme u. a. : Flickenteppich von Verkehrsverbünden als verwirrend u. ineffektiv, Kommerzialisierung von ÖPNV als profit- statt bedürfniszentriert, Verkehrspyramide mit dem Auto an der Spitze als folgenreich für alle Bemühungen bzgl. Klimaschutz, Raumaufteilung etc.
  • Bei Problemen in Stadtplanung 5 Dimensionen: Fläche/Raum, Bauwerk, Organisation, Verhalten, Systembedingungen
  • Finanzierung Ausbau ÖPNV: Verteilschlüssel Bundessteuern an Kommunen verbessern, City-Maut, Versteckte Kosten der Automobilität auch von Autokonzernen, nicht nur von allen Steuerzahler*innen tragen lassen, Nahverkehrsabgabe der lokalen Unternehmen für alle Mitarbeitenden (Rockenbauch in Stuttgart an Initiative busundbahnkostenlos.de beteiligt, deren Ziel aber durch geplantes Landesgesetz bedroht ist)
  • Korrekture, Ergänzungen?
[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago* (last edited 2 weeks ago) (1 children)

Katharina Keil (Institut f. Geographie u. Nachhaltigkeit, Uni Lausanne): Konversion der Autoindustrie und Bündnisse mit gewerkschaftlichen Akteur*innen
Profilseite

[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago* (last edited 2 weeks ago)

Zusammenfassung einiger Punkte

  • Gibt es einen strategischen Horizont für gemeinsame Kämpfe von Arbeiter*innenbewegung und Klimabewegung?
  • Schwer vorstellbar, dass sich Industrielogik von sich aus auf kleinere Autos oder etwas anderes als Autos umstellt
  • Konversion (= Produktionsumstellung) könnte unterschiedlich gestaltet sein: marktgetragen, korporatistisch oder demokratisch
  • Rahmenbedingungen (Zunehmender Druck auf Industrie, Gespenst der Deindustrialisierung und regionale Abhängigkeiten) könnten Anknüpfungspunkte für Veränderung sein hin zu neuen Produkten, neuen Industrien und einer Verankerung regionaler demokratischer Planung
  • Hemmnis automobiler Konsens, politische Macht der Industrie, Symbolkraft Auto
  • Demokratische Konversion kein Allheilmittel, müsste eingebettet sein in wachstumsunabhängige Bedürfnisbefriedigung
  • Konversion in Deutschland: Debatte um Rüstungskonversion in 70ern/80ern ('AK Alternative Produktion'), um betriebliche Konversion (Werftenkrise), selbstverwaltete Betriebe (Probleme dabei u. a. Produktentwicklung, wenn Forschung & Entwicklung nicht am Standort waren, und Kapitalbeschaffung).
  • Versuch der Selbstverwaltung bei Ex-GKN in Italien (s. hier im Forum). Unterschied: Dort eine Art Grassroots-Organisation plus Basisgewerkschaft, in Deutschland die IG Metall als Einheitsgewerkschaft in korporatistischer Tradition
  • Korporatistisch: Ein abgestecktes Feld zwischen Arbeitgeberinnen, Arbeitnehmerinnen und Staat mit klaren Regeln für Arbeitskampf
  • Geraten Zulieferer wie z. B. Mahle unter Druck, dann spielt ökologische Dimension keine Rolle. Betriebsräte haben keine Mitsprache bei Produktionsentscheidungen, Gewerkschaften übernehmen Kapitallogiken und versuchen innerhalb von diesen nach Verbesserungen für Mitarbeitende. Aber: Gewerkschaften haben eigentlich auch mal eine gesellschaftspolitische Ausrichtung und die IG Metall z.B. in ihrer Satzung §2 (4) sogar das Thema Vergesellschaftung von Schlüsselindustrien.
  • Korrekturen, Ergänzungen?
[–] borisentiu 1 points 3 weeks ago
[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago (1 children)

Max Wilken (Politische Ökonomie; communia): Vergesellschaftung als Transformationsstrategie - Die Eigentumsfrage als Ansatzpunkt für die Verkehrswende
Profil und Blogartikel; communia.de

[–] borisentiu 1 points 2 weeks ago* (last edited 2 weeks ago)

Zusammenfassung einiger Punkte

  • Vergesellschaftung bedeutet Änderungen der Eigentumsform, des Wirtschaftszwecks (Gemeinwohl- statt Profitorientierung) und eine Demokratisierung
  • In der Weimarer Republik war die sog. Sozialisierung des Bergbaus im Gespräch, der Prozess wurde dann aber verschleppt und es kam zu keinem Ergebnis
  • Begriffe wie 'Gemeinwirtschaft' hatten auch danach noch breite Unterstützung, tauchten auch bei der CDU auf (Beispiel von 1947, nicht aus Vortrag
  • Art. 15 des Grundgesetzes ermöglicht explizit den Übergang in eine andere Wirtschaftsform. Ob und wie hoch entschädigt wird ist offen.
  • Diese Vergesellschaftung wurde noch nie angewendet (Die FDP möchte den Artikel immer mal wieder heraushaben...)
  • Verstaatlichung ist etwas anderes, hier wird nach Art. 14 zum Marktwert entschädigt. Das passiert öfter im Zuge des Straßenbaus etc.
  • England 1976: Im Lucas-Plan forderten die Beschäftigten einer Rüstungsfabrik statt Stellenabbau die Umstellung auf sozial nützliche Produkte und schlugen über 150 vor, darunter Windturbinen, Wärmepumpen und Technik für energieeffizientere Gebäude (Der im Wikipedia-Artikel erwähnte Dokumentarfilm von 2016)
  • 'Deutsche Wohnen und Co. enteignen': Enteignen für manche Reizwort, hat bei Volksentscheid in Berlin aber gezogen (Fraglich, ob 'Deutsche Wohnen kommunalisieren' gleich erfolgreich gewesen wäre...). Erfolg auch in Bezirken, die ansonsten hohe AfD-Werte und niedrige Zustimmung zu Klimaentscheid hatten. Politik setzt noch nicht um, könnte aber mit sog. Gesetzesvolksentscheid gezwungen werden.
  • Vergesellschaftungsplan für 'DW und Co. enteignen' (zu Anstalt des öff. Rechts mit Räten) passt so nicht für Mobilitätssektor
  • Ziele: Mobilität als demokratisches Gemeingut, Umkehrung MIV und Umweltverbund-Anteile, Ausbau ÖPNV; Lückenschluss auf dem Land etc.
  • Vergesellschaftung + Konversion + Demokratische Planung müsste zusammengedacht werden, aber durchaus Henne/Ei-Problematik
  • Strategische Ansatzpunkt: Es ist sowieso mit massiven Staatsinterventionen zu rechnen, da könnte man argumentieren, dass das Geld und Planung in Verkehrswende und nicht Status quo fließt
  • Hürden: Juristische Detailfragen rund um die GG-Formulierung; IG Metall auf Kurs grüner Kapitalismus und Vorbereitung auf Abwehrkämpfe (s. auch Vortrag Katharina Keil); Beschäftigte sehen manche Produktionsumstellungen als praktikabler an als andere (z.B. Straßenbahnfertigung eher Manufakturlogik als Fließband)
  • Vergesellschaftung z.B. von VW kurzfristig schwierig, aber das richtige Ziel. Wenn nicht jährlich 4 Mrd. Euro nach oben abfließen würden, wären auch andere Margen profitabel als die von SUV/Luxusautos.
  • Klimabewegung: Lernen von Wissen vor Ort, Projekte mit Strahlkraft (Amsel44, GKN etc.)
  • Korrekturen, Ergänzungen?