this post was submitted on 21 Oct 2024
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Gutes Morgen - Austausch über positive Zukünfte

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Gutes Morgen!

Wie können wir uns eine lebenswerte Zukunft konkret vorstellen? Und wo sind die Ideen und Beispiele fürs Handeln, damit es nicht beim Vorstellen bleibt?

Hier ist Raum für alle möglichen Themen, Perspektiven und Formen. Es gibt kein Header-Bild über allem, weil Zukunftsbilder schon Teil der Diskussion sind.

Schlechte Nachrichten könnten Auslöser für einen Beitrag sein, aber als reine Infos passen sie besser in andere Foren - versuchen wir es hier einmal konstruktiv von unten!

EnglishGood Tomorrow!

How to imagine a liveable future? And where are the ideas and examples for acting on it?

A space for all kinds of topics, perspectives, and shapes. There is no header above it all, because the imagery of future is up to debate as well.

Bad news could trigger a post, but as mere news they are a better fit with other communities here. Let's try to build some positive momentum from the bottom up!


founded 4 months ago
MODERATORS
 

geteilt von: https://feddit.org/post/3952448

Die Pol.is-Umfrage 'Mobilität jetzt und in Zukunft' (4.10.24 bis 13.10.24), die auf den feddit.org-Communities DACH und Gutes Morgen verlinkt wurde, hatte

  • 124 Teilnehmende
  • 118 wurden Gruppen zugeordnet (6 haben weniger als 7 Statements bewertet)
  • 4.974 abgegebene Stimmen
  • 52 Statements (davon waren 8 zur Person und 10 inhaltliche zum Start schon eingestellt)
  • eingereicht von 15 Personen

Ich habe keine Statements abgelehnt im eigentlichen Sinn.

Ein paar Details dazuDer Report zählt 7 'abgelehnte' Statements mit, da ging es aber nur um Ersatz von Statements mit Typos oder zeitnah in Absprache mit Verf. - dabei sind leider kurz vor Fristende durch ungünstige Verkettung auch einige Minuten lang ähnliche Vorläufer von Nr. 55 online gewesen. Ich hatte einen Mod- und einen Abstimmungsaccount, habe mich bei den Personen oben einmal abgezogen.


Die Macher*innen empfehlen das Instrument nicht bei unter 50-100 Leuten. Ich finde zwar schon, dass es je nach Anwendungsfall auch bei kleineren Gruppen nützlich sein kann, aber diese Schwelle haben wir hier ja gut überschritten. Es ist auch sehr gut, dass so viele sehr viele Statements bewertet haben, trotzdem muss man beachten, dass die späteren Einreichungen weniger berücksichtigt wurden.

Insgesamt kann man die Ergebnisse nicht mit einer repräsentativen Umfrage vergleichen (und ich bin sichtlich auch kein ausgebildeter Meinungsforscher). Man kann aber inhaltliche Anregungen mitnehmen und bekommt einen besseren Eindruck von Pol.is. Der Link oben und hier führt zur automatisierten Auswertung: https://pol.is/report/r75xsmfnmayfczkym4bdh

Vielen Dank nochmal für eure Bereitschaft, Zeit und Mitgestaltung!

Muster

Bei Pol.is geht es vor allem um die Suche nach Konsens- und Dissensmustern in einer bestimmten Meinungslandschaft und um einen Prozess, der nach Möglichkeit neuen Konsens fördern soll. Dieser Prozess baut wiederum auf dem Bild auf, dass sich aus der Befragung nach und nach zusammensetzt.
Man kann auch aus den Balkendiagrammen zu den Statements seine Schlüsse ziehen, aber die Gruppenbildung soll eine orientierende Funktion bieten. Im automatisch erstellten Bericht sind die Gruppen immer in irgendeiner Form präsent.

Die automatisierte Auswertung schlägt 3 Gruppen vor, deren Mitglieder man z. B. so skizzieren könnte:

Gruppe A (63): Nutzen und pushen ÖPNV, leben überwiegend im städtischen Bereich, würden die 'autogerechte' Stadt umbauen, bevor die Zahl der PKW abgenommen hat (s. Parkraum-Statement Nr. 37; Nr. 44), zeigen Trend weg vom Autobesitz

Gruppe C (11): Anhand mehrerer Statements als Gegenpart zu A näher am Auto. Nutzung eines Autos ersetzt Besitz nicht, sie selbst sehen sich eher nicht zum Autofahren gezwungen (Nr.9), lehnen aber die grundsätzliche Aussage ab, dass viele aus Bequemlichkeit, nicht aus Mangel an Alternativen Auto fahren. Höherer Anteil ländlicher Raum.

Gruppe B (44): Nehmen eine Zwischenstellung ein. Deutlich höherer Stadt-Anteil als C. Stimmen mit 79% Nr. 9 zu ("Für mich trifft eher zu: Ich will nicht Auto fahren, aber ich muss. (nach Katja Diehl)), während C mit 71% verneint. Für B wäre ein günstigerer und zuverlässigerer ÖPNV (Nr. 24 und 25) den Werten nach ein Gamechanger, während C hier deutlich zurückhaltender ist. Eher geteilt wird eine Skepsis, ob Verteuerungen der Automobilität politisch ratsam sind - eine Frage, die etwas wegführt von der ganz persönlichen Situation. (12) B und C verbinden auch eine Antriebswende eher mit der Hoffnung auf Kontinuität (im positiven Sinn) als A (13)

Diese Gruppenbildung schafft eine höhere Sichtbarkeit für die 11 Personen, die auch nicht in einer gemeinsamen Gruppe mit B untergehen. Die Berichtsabteilung 'Majority' und das Gesamtergebnis neben jedem Statement lässt aber wiederum auch die Mehrheitsverhältnisse nicht in den Hintergrund treten.

Mit dem Trennenden auch das Verbindende zeigen

Es gibt Konsense, die nicht erst hergestellt werden, sondern sich einfach zeigen: Zum Beispiel hätte ich nicht erwartet, dass Gruppe C mit deutlicher Mehrheit kostenlosem ÖPNV als langfristigem Ziel zustimmt (Nr. 14). Bei ein paar späten Fragen ist die Beteiligung reduziert (6 Personen von Gr. C), aber trotzdem überrascht mich die Zustimmung zu deutlich erhöhter Kfz-Steuer für sehr schwere PKW und eine gewisse Offenheit für die Vorschläge Tempolimit oder sogar autofreie Sonntage.

Gut möglich, dass eine solche schwach ausgeprägte Polarisierung für Feddit repräsentativ ist, z. B. landesweit aber stärker vorhanden wäre. Die umfassende Abwehr gegen jegliche Veränderungen am automobilen System verschafft sich bzw. bekommt in der öffentlichen/veröffentlichten Debatte einiges Gehör. Falls es bei der Umfrage woanders eine entsprechende Gruppe D gäbe - wie groß wäre sie?

Gruppenübergreifend gab es Mehrheiten z. B. für "Schienen-Fernverkehr muss günstiger als Fliegen sein" (Nr.16), "Mehr Subventionen in den Schienenverkehr" (23) oder die Feststellung, dass ÖPNV auf dem Land zu schlecht aufgestellt ist.

Prozess hin zu neuen Konsensen

Wenn man davon ausgeht, dass sich zunächst erstmal die vor der Umfrage bestehenden abweichenden Positionen in entsprechend abweichenden Statements und Bewertungen niederschlagen, stellt sich die Frage, wie man zu Annäherungen kommen kann.

Zentral ist, denke ich, dass man auf andere Statements bzw. deren Bewertung mit darauf bezogenen Formulierungen reagiert oder eigene Statements ggf. variiert. Dabei kann man sich von den Zwischenergebnissen - sowohl Dissens als auch Konsens - inspirieren lassen. (Übrigens habe ich erst jetzt kapiert, dass man auch diesen 'Report' u. a. mit allen Statements und ihren Zwischenergebnissen ja schon in einer Live-Variante hätte teilen können.)

Ich selbst habe mit 3 eigenen Statements auf andere reagiert, allerdings zu spät um so richtig tragfähige Ergebnisse zu bekommen. In der Tendenz scheinen sie aber mehrheitsfähiger zu sein. 54 reagiert auf 19, die Ridesharing-Pflicht, mit moderaten Ansätzen zur Erhöhung der PKW-Auslastung. Nr. 44 ("Der Automobil-Individualverkehr gehört raus aus den Städten.") habe ich durch eine Formulierung ersetzt, die einerseits weniger radikal ist, andererseits so ähnlich für eine knappe Mehrheit in Marburg noch zu radikal war (58, s. auch Kommentar hier). Und schließlich wollte ich der Harmonie in Sachen 'Mehr Subventionen für die Bahn' auf den Zahn fühlen und habe sie mit einer Verlagerung weg von staatlichen Mitteln fürs Auto verknüpft.

Es könnte auch sinnvoll sein eine ganze zweite Runde so zu gestalten, dass man keine ganz neuen Fässer aufmacht (Flugtaxis fördern?), sondern sich mit den alten Statements und Ergebnissen beschäftigt: Tempolimit, aber welche Geschwindigkeiten? Verteuerung Auto, aber wie genau und wie stark?

Hier noch eine ganze Reihe von Überlegungen zum / nach dem Einsatz von Pol.is

Grenzen des Praktikablen?

Die unbegrenzte Zahl an Statements ist zugleich eine (basisdemokratische) Stärke und Schwäche des Instruments. Als Moderator nach Gutdünken auszuwählen oder im Vorfeld zum Mitmachen und zum Zurückhalten aufzurufen, wäre für mich nicht in Frage gekommen. Der in der Einführung erwähnte, einfache Algorithmus versucht der Problematik Rechnung zu tragen, indem Statements individuell nach vorne sortiert werden, die sich im bisherigen Verlauf als 'unterscheidend' gezeigt haben.

Lösungen sehe ich nur im Gesamtdesign des Prozesses. Im Idealfall würde man wohl mehr als eine Runde machen und nach dieser ersten Sammlung auf welchem Weg auch immer Statements bündeln, reduzieren, aber umgekehrt vielleicht auch Statements nochmal aufdröseln, die allgemein gehalten Mehrheiten gefunden haben. Oder in einer zweiten Phase Unterthemen auf verschiedene Umfragen/Diskussionen, Arbeitskreise etc. aufteilen. Oder sich auf ein Unterthema konzentrieren, das besonders lohnenswert erscheint.

Eine andere Möglichkeit ist, von vornherein ein engeres Thema zu wählen, in dem Fall z.B. das Thema 'Superblocks in der Stadt X'. Aber auch da spielen ja allgemeinere Ansichten über Mobilität etc. eine Rolle, die man schlecht ausklammern kann.

Eine weitere Variable ist, wie viel Einsatzbereitschaft die Beteiligten angesichts der Zahl mitbringen. Ich würde denken sie war in unserem Fall überdurchschnittlich, wäre im Fall einer Stadtöffentlichkeit z.B. so wohl eher nicht gleich reproduzierbar, aber könnte vielleicht dann noch gesteigert werden, wenn etwa eine bestehende Organisation durch ein Ziel motiviert ist und man Einsparungen bei anderen Kommunikationsformen oder Plenen gegenrechnet.

In der mir zur Verfügung stehenden Form besteht bei einer Pol.is-Umfrage das Risiko der (un)beabsichtigten Mehrfachteilnahme einer Person. Für Großprojekte bieten die Macher*innen zumindest Hilfe an.

"For most organizations, gaming is not a concern. If your organization is large, and this is a primary concern, reach out to us at CompDem. We're happy to discuss the issue in-depth in the course of your engagement or onboarding, and discuss various mitigation strategies for botnets and targeted attacks, from authorization strategies to cloud systems to steps in the subsequent analysis." (https://compdemocracy.org/gaming-the-system/)


Das wäre besonders relevant im Umkreis von tatsächlichen Entscheidungen: Eine manipulierte Umfrage im Vorfeld eines Bürgerentscheids z. B. wäre sicher problematisch. Stellt sich die Frage nach technischen und organisatorischen Lösungen. Vielleicht können IT-Leute hier mal einschätzen, wie aufwändig ein Hosting (https://compdemocracy.org/deploying-Polis/ ) mit vorgeschalteter Passwort-Abfrage z.B. wäre. Fragt sich, wie man dann Passwörter verteilt...

Davon ist die Funktion, gemeinsam Ideen zu sammeln und zu bearbeiten, jedenfalls nicht betroffen.

Lenkt der Fokus auf Gruppen zu sehr den Blick? Das kann schon sein, aber immerhin wird ja für alle Statements auch die Gesamtwertung zur Verfügung gestellt. Was wiederum zur noch kleinteiligeren Betrachtung praktisch sein könnte: wenn man z.B den Nein-Anteil eines Statements ansteuern und sich anschauen könnte, wie genau diese Teilnehmenden sich zu bestimmten anderen Fragen positionieren.

Bei den visualisierenden Komponenten habe ich selbst ein gemischtes Urteil. Die Kreise etc. finde ich teilweise eher verwirrend und ich verstehe auch die Position des eigenen Avatars nicht. Mir gefällt, dass man anhand der weißen Abschnitte in den Balkendiagrammen sofort sieht, wie viele ein Statement überhaupt zu Gesicht bekommen haben.

Pol.is ist kein Wundermittel, aber kann Baustein einer besseren Diskussionskultur sein. Was nicht im Mittelpunkt steht, z.B. das ausführliche Darlegen von Argumentationen, das sollte Teil eines Gesamtkonzepts sein. Wenn z. B. eine Lokalzeitung ein Jahr lang das Schwerpunkt-Thema Mobilität hätte, könnte man mit so etwas starten wie wie wir es getan haben, ohne inhaltliche Inputs zuvor.

Zwischen weiteren Pol.is-Runden könnte man dann Pro/Kontra-Kommentare mit Argumenten bringen, Sacherklärungen (Was ist nochmal genau Ridesharing, Superblock etc.), Faktenchecks, Beispiele aus der Stadt und ansonsten eben den sich abzeichnenden Konflikten und Übereinstimmungen nachgehen. Die Grundlage für Wahlentscheidungen und Partizipation wäre dann schon mal eine ganz andere.

Da es gar nicht so einfach ist, solche Statements zu formulieren und damit umzugehen, fände ich es sowieso nach wie vor nützlich, wenn das immer mal wieder in unterschiedlichen Konstellationen quasi als Kulturtechnik geübt werden könnte. Ich habe anfangs bewusst auch eine Frage gestellt, die 'ungeschickt' zu beantworten ist:

Ich würde gerne mehr Rad fahren, aber die Situation für Radfahrende ist in meiner Kommune zu schlecht.

Was antwortet man, wenn man die Situation für schlecht hält, aber sowieso nicht Rad fahren will? Oder die Situation nicht für schlecht hält? Die vorgeschlagene Idee war, dass man in solchen Fällen 'weiter' wählt, wenn eine Voraussetzung nicht zutrifft. Ich denke solche Fragen können auch mal interessieren, aber unterm Strich weiß ich jetzt natürlich nicht, wie z. B. die 100% Nein bei Gruppe C zu interpretieren sind... Insgesamt fand ich die eingereichten Fragen sehr brauchbar.


Für die Zukunft würde es mich auch reizen in den Austausch mit anderen Ecken des Netzes zu gehen, z. B. mit Reddits DACH.

Wie seht ihr das und die Erfahrung mit diesem Versuch? Fällt euch bei den Ergebnissen etwas besonders ins Auge?

P.S. Alle, die das Thema interessiert, lade ich auch zu klassischen Lemmy-Diskussionen ein. Lokal sorgen die erwähnten Superblocks gern mal für Kontroversen. Eine aktuelle open Access-Publikation zeigt an diesem Beispiel informativ und kurzweilig, wie das Thema Mobilität mit vielen anderen Bereichen verknüpft ist und in der Kommunikation verknüpft werden kann. https://feddit.org/post/3952503

[Edit: Habe einen größeren Teil hinter einen Pfeil verschoben.]

#mobilität #demokratie

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