this post was submitted on 27 Mar 2024
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Deutschland
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Sammelbecken für deutsche Kartoffeln und ihre Geschichten über Deutschland.
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Ich teile deinen Optimismus nicht und glaube auch nicht daran, dass es Pessismus ist, in Deutschland mittelfirstig ersteinmal nur noch schlechte Perspektiven zu sehen. Gar nicht mal, weil eine wirtschaftliche Transformation grundsätzlich unmöglich wäre, sondern weil das Land eben aus seinen Pfadabhängigkeiten nicht mehr herauskommen wird und daher das politische Kapital nicht aufbringen kann, um diese Transformationen anzustoßen.
Der Begriff EEG Infrastruktur ist mir nicht geläufig. Meinst du damit Erneuerbare Energien?
Ja genau, die Infrastruktur für den Umstieg auf Erneuerbare und eben alles was damit zusammenhängt - Energiefluktuation, andere Arten damit umzugehen und zu wirtschaften.
Welche Pfadabhängigkeiten meinst du denn? Klar, muss man daran arbeiten und es wird nicht einfach. Das ist auch gefühlt zu langsam und ein vor und zurück. Trotzdem glaube ich, dass wir in einem guten politischen System (Demokratie) leben. Schau doch mal andere eher autokratische Länder an: Da ist es vom Glück der Entscheidung weniger Mächtiger abhängig. Ohne die Ausbalancierungseffekte einer Demokratie verrennen sich Länder schnell in eine politische Sackgasse, wie Tigerstaat China derzeit. Oder Kraftprotz Russland gerade. Die nächsten 10-20 Jahre ist deren Wirtschaft und das Leben dort auf Selbsterhaltung fixiert. Perspektive Zero.
Andere Länder in Europa haben die gleichen Probleme wie wir. Das ist vermutlich ein Zeitgeistthema wegen der vielen Veränderungen in allen Bereichen.
Wo siehst du das kommen? Deutschland und Europa versinken im rechten Shitstorm, also wie stellst du dir das vor?
Den Teufelskreis, den ich beschrieben habe und die verpassten, aber notwendigen Weichenstellungen, der ihn angestoßen hat.
Ich bin auch davon überzeugt, dass die Demokratie grundsätzlich das beste aller Systeme ist, aber zu einer Demokratie gehören Menschen, die verstehen, was Demokratie ist und das ist uns verloren gegangen. Stattdessen ist es Populär geworden zu glauben, dass Mehrheitsentscheidungen das konstituierende Element einer Demokratie seien. Das wird ein Verständnis sein, dass sich fortpflanzen wird. Die demokratische Kultur ist ja schon tot: Die Opposition stimmt skrupellos in die Kakophonie ein, statt mit Würde ihrer eigentlichen Aufgabe nachzukommen. Das ist übrigens kein Deutsches Phänomen und auch kein gefühlter Eindruck, denn die USA z.B. habens ja vorgemacht und sind mittlerweile eine "flawed democracy". Die Demokratien werden sich davon nicht erholen können, sondern sich als ein lediglich kurzweiliges Vergnügen der Geschichte herausstellen. Formal werden Demokratien weiterbestehen, denn die Feinde der Demokratie halten sich ja für Demokraten, weil sie nicht verstehen, was das ist. Dass Autokratien und Diktaturen sich demokratisch darstellen wollen, ist aber auch nichts ungewöhnliches - Russland, Nordkorea, Türkei, Sudan. Mit dem Ausdermodekommen des Gottengnadentums braucht man ja auch als Diktator irgendein Fundament, von dem man seine Macht ableitet und das ist bei der AfD dann eben die schweigende Mehrheit und die wahren Deutschen.
Ich bin kein Historiker und kenne mich nicht so super damit aus - was ich jedoch in Büchern und Museen so aufgeschnappt habe ist, dass auch früher große Umbrüche (Transformationen) nicht einfach und ruckelfrei vonstatten gingen. Teilweise in Kriege mündeten. Industralisierung-Verstätterung-Eisenbahn oder Strom-Großbetriebe-Mietskasernen.
Das war damals auch ein Hin und Her der Lebens- und Politikentwürfe und entsprechend unangenehm für die Menschen. Ich glaube wir sind auch in so einem dicken Dingen drinnen. - mit der Möglichkeit die Wege der Zukunft zu gestalten.
Das Problem, was ich in deiner Überlegung sehe, ist, dass du dich vom Wishful Thinking verinnahmen lässt. Industrialisierung, Verstätterung und Eisenbahn sind nicht das Ergebnis von politischen Prozessen, sondern von im weitesten Sinne marktwirtschaftlichen Dynamiken, sind also nicht entschieden worden, sondern haben sich selbst durchgesetzt. Das kann man von EEG nicht sagen. Das ist eine Transformation, die politisch gewünscht sein mag, aber auf keinen Fall ein Selbstläufer ist. Da sehe ich eher Automatisierungsthemen als bestimmend für die kommende Dekade und ob die so positiv ausgehen für einen Kapitalismus, der spätestens seit der Massenfertigung des Automobils auf dem Konusm der Arbeitnehmer aufgebaut ist, sei mal dahingestellt.
Krieg könnte ich mir aber auch inzwischen gut vorstellen, weil die Stabilität der Demokratien als natürliche Gegner von Kriegen und der ökonomische Zusammenhalt der Weltwirtschaft dermaßen zersetzt wurde, dass es da wenig gibt, was dem noch entgegensteht.
Ich glaube da traust du „dem Markt“ mehr zu als er kann. Verstätterung war eine Folge von Politik: der Landbodenreform. Fabriken und Eisenbahnen konnten nur gebaut werden durch neue Kapitalgesetze: Aktiengesellschaften. Strom für die Fabriken und Städte gabs nur durch Politik: Strommonopole in Städten. Und so weiter. Politik gibt die Regeln vor und die Menschen passen sich mit ihrem wirtschaftlichen Handeln dem an. Das mag dann Kapitalismus, Sozialismus oder Merkantilismus sein.
Automatisierung hat uns Menschen Wohlstand und Bildung gebracht: Buchdruck, Waschmaschine und Kühlschrank mag ich nicht mehr missen. Klar müssen sich Menschen dem Fortschritt anpassen. Oder magst du noch wie Opa und Oma dein Obst in Weckgläser einmachen? Oder die Schreibmaschine benutzen mit Tip-Ex? Ich verstehe nicht warum die Leute das so immer negativ sehen. Leute es gibt Putzroboter, Rasenmäherroboter und Ebikes. Alles das ist anstrengend. Und Menschen zum Arbeiten haben wir in DE eh zu wenig.
Einen Weltkrieg halte ich heutzutage für unwahrscheinlicher als vor 2000. Die Menschheit wächst immer mehr zusammen und Politik wird immer globaler gedacht und gemacht dank Globalisierung und Internet. Hat ja seinen Grund warum Politik jetzt sich plötzlich „Entkoppeln“ will. Weil sie gemerkt haben, dass Länder von einander abhängig sind. Da ist ein Krieg schlecht machbar.