this post was submitted on 22 Jun 2023
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Mir ist schon klar, dass die Daten so sind und wir alle vegan sein sollten. Das leugne ich nicht. Aber ich kann das auch nicht von heute auf morgen umsetzen. Es ist echt nicht leicht, alles komplett auf den Kopf zu stellen, womit ich aufgewachsen bin und was für mich all die Jahre als "normal" galt. Seit Jahren esse ich keine Wurst mehr. In den letzten Jahren habe ich meinen Fleischkonsum reduziert und kann die wenige Male, die ich noch Fleisch esse, an meinen Händen abzählen. In der Uni-Mensa esse ich immer vegetarisch und oft auch vegan.
Aber 100 % vegan schaffe ich einfach nicht. Manche Tage gibt es echt nichts Gutes in der Mensa, was mir schmeckt. Und dann kommt das Abendessen. Ich esse gerne Brot, weil es einfach schnell geht. Aber was soll ich draufpacken? Wurst mache ich seit Jahren nicht mehr, Frischkäse geht auch nicht, gibt's ja leider nicht mit Hafermilch oder so, Käse nein. Marmelade? Ist ungesund auf Dauer. Hummus habe ich probiert und die meisten musste ich wegwerfen, weil mir davon übel geworden ist und die, die okay waren, könnte ich auch nicht tagtäglich essen. Vegane Aufstriche habe ich mehrere probiert, fand ich nicht gut. Vegane Wurst habe ich gekauft, ich habe mich fast übergeben, war so knapp davor.
Milch habe ich durch Hafermilch ersetzt und Eier kaufe ich nur noch selten, aber Ostern ohne Eier ist echt blöd. Was mache ich mit Milchprodukten? Joghurt oder Pudding zum Beispiel? Es gibt Joghurt auf Soja-Basis. Toll, Soja und übrigens auch Tofu, was daraus besteht, kriege ich nicht runter. Schmeckt mir nicht. Gibt es bei Rewe, Lidl, im lokalen Bio-Markt usw. Joghurt auf Haferbasis? Nein. Und so etwas wie Quark, Käse, Sahne usw. sowieso nicht.
Es ist ja nicht so, dass ich trotzig reagieren würde, sondern ich suche ganz real nach Lösungen. Ich habe viel ausprobiert und ich köchte ja dass es mir schmeckt. Aber erzwingen kann ich es nicht. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Lebensmittel ich verschwendet habe, um alles Mögliche auszuprobieren. Aber wenn ich schon einen Würgereiz bekomme, ist das für mich ganz einfach keine Alternative. Mein Körper mag es nicht und ich weiß nicht, warum. Ehrlich nicht. Manches habe ich sogar mehrfach probiert, aber es macht keinen Unterschied. Anderen Leuten schmeckt es, mir leider nicht.
Weniger Fleisch, bin ich dabei, evtl. sogar ganz ohne. Hafermilch, super! Mehr Gemüse, auf jeden Fall! Keine Gelatine, sicher! Mehr vegane Tage, kein Problem! Aber ich sehe echt nicht, wie ich kurzfristig oder mittelfristig gesehen vegan werden könnte. Irgendwas muss ich essen und etwas Abwechslung will ich schon haben. Da müssen viel mehr Alternativen entwickelt werden. Nicht alle mögen Soja, Hülsenfrüchte usw.
Und auch für Klimaschutz und Umwelt tue ich, was ich kann. Ich habe kein Auto, bin seit ich volljährig bin nicht mehr geflogen, beziehe Ökostrom, habe mit 400 kWh im Jahr einen deutlich unterdurchschnittlichen Stromverbrauch, kaufe teure Bio-Lebensmittel (das alles als Student mit wenig Geld!), kaufe gebrauchte Gegenstände, trage seit Jahren dieselbe Kleidung, dusche nicht täglich usw. Ich habe alle Reinigungsmittel auf solche umgestellt, die Ökotest als weniger problematisch betrachtet. Ich bin auf FFF-Demos gegangen.
Und nach all den Mühen solche Dinge zu hören wie, man hätte den Schuss nicht gehört, man solle aufhören, über Klimaschutz zu sprechen, wenn man nicht vegan sei. Sorry, ich kann es echt nicht mehr, mein Kopf platzt. Ich bin mit dieser ganzen Scheiße auf die Welt gekommen und realisiere jetzt erst allmählich, welchen Mist ich von den vorherigen Generationen geerbt habe. Als Kind denkt man sich nichts dabei, wenn man in den Zoo geht, auf den Kanaren auf Kamelen reitet, zu McDonald's geht usw. Als Erwachsener realisiert man dann die ganze Scheiße und weiß gar nicht, wo man anfangen soll, sein ganzes Leben auf links zu drehen. Aber es ist nicht einfach. Und wenn man es versucht, wird man nur demotiviert und ist trotzdem für viele Menschen das egoistische Arschloch. Ich mache mir ja schon selbst Vorwürfe, da müsst ihr nicht nachtreten.
Ich glaube nicht, dass man so langfristig große Teile der Bevölkerung zum Umdenken bewegen kann, wenn man direkt alles oder nichts erwartet. Ich weiß, das wird hier in die Hölle gedownvoted, aber ich musste es irgendwann mal loswerden.
Ich weiß genau was du meinst und schaffe nichtmal die Hälfte von dem, was du machst. Ich hab auch Mal für 1 Jahr oder so komplett vegan gelebt aber irgendwann könnte ich die ganzen Aufstriche usw. nicht mehr sehen. Die Alternativen werden imo immer besser, aber der Punkt den ich von deinem Post am meisten nachvollziehen kann ist der Teil über den Druck den man sich selbst macht. Und der war bei mir irgendwann so ungesund hoch, dass das so auch nicht mehr weiterging.
Ich hab irgendwann angefangen mir die Aufstriche selbst zu machen. Sicher nichts für jeden, aber das Herumprobieren und auf meinen Geschmack anpassen ist so ein kleines Hobby geworden Ü Ist auch nicht super schwer, man braucht eigentlich nur einen Mixer und Gefäße, wo man das einigermaßen steril reintun kann.
Niemand tritt nach, diese Gefühle machst du dir selbst weil du ja (wie du selbst schreibst) es eigentlich anders haben möchtest. Kognitive Dissonanz...
Es ist wichtig nicht alles auf sich selbst zu beziehen und dann der Debatte im Weg zu stehen weil man sich angegriffen fühlt. Das ist durchaus auch ein Beitrag den man leisten kann.
Geht mir ähnlich! Ich habe zum Glück schon einige vegane Alternativen gefunden, die mir schmecken, aber in vielen Kategorien tue ich mich trotzdem noch sehr schwer; und das zusätzlich zu den wirklich vielen Nahrungsmitteln, die ich schon außerhalb der Vegan-Problematik nicht runterkriege (z.B. das meiste Obst und Gemüse, inkl. vieler Hülsenfrüchte (je nach Zubereitungsart)).
Bei vielen anderen Sachen muss ich mir vor allem deswegen keine Gedanken machen, weil ich mir z.B. Autofahren oder Flugreisen ohnehin nicht leisten kann. Da ist es natürlich wohlfeil, anderen zu sagen, dass sie sich dabei einschränken sollen.