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Ergebnis: Mehr als Atheisten und Religiöse gaben Agnostiker an, mit Entscheidungen lange zu zögern und zu hadern. Eine solche Unentschlossenheit ist mit Ängsten und Depressionen verbunden. Die aktuelle Studie bestätigte das: Agnostiker beschrieben sich als emotional instabiler. Außerdem suchten sie vermehrt »nach Alternativen im Leben«. Darin zeigt sich einerseits ihre ausgeprägte Offenheit, aber auch ein Hang zu Perfektionismus und Unzufriedenheit.
Das passt zu einer weiteren Eigenheit von Agnostikern: Sie neigten weniger als Gläubige und Atheisten dazu, sich selbst durch eine rosarote Brille zu sehen. Die religiösen Befragten etwa hielten sich für besonders sozial – zu Unrecht, wie frühere Studien bereits belegten. Allerdings tut eine solche verzerrte Selbsteinschätzung in der Regel eher gut. Agnostiker dagegen machen sich das Leben schwer, indem sie sich nicht so leicht zufriedengeben: nicht mit sich selbst und nicht mit einer Glaubensentscheidung.

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[–] Saleh 1 points 1 week ago (16 children)

Ich bin Muslim. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und dass alle monotheistischen Religionen an den Selben, da einen, Gott glauben. D.h. ich sehe in meinem Glauben auch keinen grundsätzlichen Widerspruch zu Juden, Christen oder anderen Monotheisten, sondern zuvordererst theologische Unterschiede.

Wie unterscheiden sich

Ich habe keinen Grund, an die Existenz von Göttern zu glauben, ich habe bisher noch keine überzeugenden Beweise gesehen

und

Man [bzw. ich-subjektiv] kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen.

konkret? Indem du im ersten Fall sagst "noch keine überzeugenden Beweisen" schließt du die Möglichkeit der Existenz ein. Das ist aus meiner Sicht Agnostizismus, weil du dich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegst.

Ansonsten sei noch die Bemerkung erlaubt, dass deine Art über dieses Thema zu reden deutlich aufgeschlossener und neutraler ist, als man es bei anderen Leuten hier im Faden sieht.

[–] CyberEgg@discuss.tchncs.de 6 points 1 week ago* (last edited 1 week ago) (15 children)

Wie unterscheiden sich [Atheismus] und [Agnostizismus] konkret? Indem du im ersten Fall sagst "noch keine überzeugenden Beweisen" schließt du die Möglichkeit der Existenz ein. Das ist aus meiner Sicht Agnostizismus, weil du dich weder in die eine noch in die andere Richtung festlegst.

Nein, ich lege mich schon fest. Ich glaube nicht, dass ein Gott existiert, und ich begründe diese Ansicht damit, dass es bisher keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Göttern gibt. Ich persönlich bezweifle, dass es jemals welche geben wird, aber ich schließe es auch nicht kategorisch aus, weil das keine falsifizierbar Aussage wäre. Während Agnostizismus hingegen sagt, man kann weder die Existenz noch die Nichtexistenz von Göttern beweisen kann und sich damit auf keine "Seite" schlägt. Atheisten folgen damit der wissenschaftlichen Methodik, während Agnostizismus auf Empirie verzichtet und die Diskussion grundsätzlich mit unterbindet.

Ich bin Muslim. Ich glaube, dass es einen Gott gibt, und dass alle monotheistischen Religionen an den Selben, da einen, Gott glauben. D.h. ich sehe in meinem Glauben auch keinen grundsätzlichen Widerspruch zu Juden, Christen oder anderen Monotheisten, sondern zuvordererst theologische Unterschiede.

Deinem zweiten Satz kann ich nur zustimmen. Aber das ist ein anderes Thema.

Die Frage, die sich mir dann stellt, ist ob du auch an die Existenz anderer Götter glaubst., Thor/Donar, Odin/Wotan, Zeus/Jupiter, Ares/Mars, Belenus, Brigantia, Badb, usw, und davon ausgehend, dass die Antwort "Nein" lautet (korrigier mich, wenn ich falsch liege), die Folgefrage, warum nicht?

[–] Saleh 1 points 1 week ago (14 children)

Ich glaube nicht, dass ein Gott existiert, und ich begründe diese Ansicht damit, dass es bisher keine überzeugenden Beweise für die Existenz von Göttern gibt. Ich persönlich bezweifle, dass es jemals welche geben wird, aber ich schließe es auch nicht kategorisch aus

Da ist aus meiner Sicht die Frage interessant, wie du damit umgehst, dass zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse oder Thesen zu ihrer Zeit in diesem Zustand waren und erst sehr viel später überzeugende Beweise gefunden wurden. Ich hatte das Beispiel Mikroorganismen als Ursache von Krankheiten schon angeführt, weil da zwischen den ersten Thesen und der Bestätigung rund 2.000 Jahre lagen. Die Festlegung auf dem "Stand des Wissens" beinhaltet zwansgläufig eine Festlegung auf sehr viel, was sich dann als falsch herausstellt. Nicht umsonst gibt es auch den Spruch, dass wissenschaftlicher Fortschritt in Generationen stattfindet, weil erst die alte Garde ausscheiden muss, bevor neue Theorien ernsthaft untersucht und angenommen werden.

dass die Antwort “Nein” lautet (korrigier mich, wenn ich falsch liege), die Folgefrage, warum nicht?

Dafür gibt es logische Überlegungen, um Monotheismus zu begründen. Wenn man annimmt, dass es "Göttlichkeit" gibt, und das diese unsere sichtbare Welt geschaffen hat. Welche Eigenschaften müsste "Göttlichkeit" dann haben?

Jede Wirkung hat eine Ursache. Wenn zwei verschiedene Ursachen einander entgegenlaufen, dann gibt es keine Wirkung, außer eine Ursache ist stärker. Stell dir vor, ein Ball liegt vor uns auf dem Boden. Er ist relativ zur Erde in Ruhe. Damit er sich bewegt, also eine Wirkung eintritt, muss eine Kraft auf ihn wirken. Wenn wir beide aus gegensätzlichen Richtungen eine gleichgroße Kraft auf den Ball ansetzen, weil wir mit unseren Füßen dagegendrücken, passiert nichts. Nur wenn eine der beiden Kräfte stärker ist, wird sich der Ball bewegen.

D.h. also damit etwas im Universum geschieht, muss es in der Hierarchie der Ursachen eine "stärkste" Ursache geben. Weiterhin muss die Ursache unabhängig von der Wirkung sein. Wir existieren, weil unsere Eltern uns gezeugt haben. Unsere Eltern existieren aber unabhängig von uns. Ob wir geboren werden oder nicht, ändert nichts an der Existenz unserer Eltern. Genauso kann der Ball nicht von selbst bewegt werden. Ob wir gegen den Ball drücken, entscheidet nicht der Ball sondern wir.

Die Ursache muss also außerhalb unseres Universums liegen und davon getrennt sein. In der Folge muss es einen Gott geben. Dessen Kraft ist nicht teilbar sondern es wird höchstens Kraft für andere gestattet. Da Gott unabhängig von der Schöpfung ist, muss Gott außerhalb der Schöpfung sein. Damit ist Gott auch "vor" der Schöpfung.

Was bedeutet "vor" der Schöpfung? Unser Verständnis von Zeit basiert auf einer linearen Ursache-Wirkung Beziehungskette. Das die Zeit nur in eine Richtung funktioniert, ist entsprechend mit der Entropie begründet. Da Gott außerhalb der Zeit und des Raumes steht und eins ist, folgt die Unendlichkeit von Gott. Gott ist weder zeitlich noch räumlich begrenzt. Damit verändert sich Gott also auch nicht über die Zeit oder den Raum. Es gibt nur einen Zustand von Gott, der in jeder Zeit "gleichzeitig" ist.

Das Konzept einer Urgottheit gibt es auch bei vielen polytheistischen Religionen z.B. in der griechischen Mythologie. Vielfach wird "Chaos" als Ursprung gesehen wird, aus dem alle weiteren Gottheiten entstanden sind. Wenn man akzeptiert, dass es einen Ursprung gibt, indem die tatsächliche Kraft liegt, dann erübrigt sich auch die Anbetung nachgelagerter Kräfte, weil deren Kraft vom Ursprung abhängt.

Die griechische Mythologie sieht "Chaos" jedoch innerhalb der Schöpfung selbst und nimmt damit an, dass die Schöpfung selbst immer war. Nach unserem heutigen Kenntnisstand gibt es mit dem Urknall jedoch einen zeitlichen und räumlichen Anfang der Schöpfung. Einen Anfang, der singular ist. Jenseits dieses Anfangs ist Gott.

Zu guter Letzt damit auch einige theologische Anmerkungen: Für Muslime hat Gott keine Form im Sinne unserer Vorstellung von Raum. Die Idee, dass Menschen als "Ebenbild" Gottes geschaffen wurden, lehnen wir ab. Weiterhin sehen wir Jesus nicht als "Sohn" Gottes und lehnen auch das Konzept der Dreifaltigkeit ab. Diese Konzepte stehen im Widerspruch zu den oben genannten Überlegungen.

Ich hoffe, dass es interessant zu lesen und verständlich war. Alles Richtige stammt von Gott, alle Fehler stammen von mir. Ich finde es wichtig aufzuzeigen, dass im Islam, zumindest außerhalb von extremistischen Kreisen, die Beschäftigung mit solchen Fragen und Wissenschaft allgemein einen hohen Stellenwert haben, anstatt unterbunden zu werden. Das Streben nach Verständnis über die Schöpfung steht nicht im Widerspruch zum Glauben, sondern ist ein wichtiger Teil dessen.

So wird im Quran auch vielfach gefordert, Über die Schöpfung nachzudenken, z.B. (Englische Interpretation):

10:5 He is the One Who made the sun a radiant source and the moon a reflected light, with precisely ordained phases, so that you may know the number of years and calculation ˹of time˺. Allah did not create all this except for a purpose. He makes the signs clear for people of knowledge.
10:6 Surely in the alternation of the day and the night, and in all that Allah has created in the heavens and the earth, there are truly signs for those mindful ˹of Him˺.

[–] Quittenbrot 2 points 1 week ago (1 children)

Jede Wirkung hat eine Ursache. Wenn zwei verschiedene Ursachen einander entgegenlaufen, dann gibt es keine Wirkung, außer eine Ursache ist stärker.

Interessanter Gedanke bezüglich Monotheismus! Wenn du erlaubst, würde ich gerne einhaken: setzt das nicht jedoch ein diametrales Entgegenwirken voraus? Du sagst, der Ball bewegt sich nur, wenn eine der Kräfte größer ist. Was, wenn es zwei Kräfte sind, die sich nicht direkt gegenüber stehen, sondern einfach unterschiedliche Richtungen haben? Der Ball würde sich bewegen, in die Richtung, die sich aus der Mischung beider Impulse ergibt.

[–] Saleh 2 points 1 week ago (1 children)

Es setzt in dem konkreten Beispiel ein diametrales Entgegenwirken voraus. Da wir Göttlichkeit, ob nun mono- oder polytheistisch jeweils einen Willen zuschreiben, würde in dem Fall des Balles die stärkere Kraft bzw. Ursache die Richtung so anpassen, dass ihre Zielrichtung erreicht wird.

Wenn wir annehmen würden, dass es mehrere Götter gäbe, die komplett gleich in ihren Eigenschaften wären, dann hätten sie keinen Unterschied und wären das Selbe, also eins. Wenn sie Unterschiede hätten, würden das darauf hinauslaufen, dass einem etwas fehlen müsste, was der andere hat. Dann wäre der "Perfekte" der beiden Gott und der andere wäre nicht Gott, weil in der Hierarchie schwächer. Wenn sie gleich "stark", aber mit unterschiedlichen Willen wären, würden sie sich entweder aufheben, oder sie müssten den gleichen Willen haben, oder ihr Wille würde aus "A will etwas, und B ist es egal" bestehen. Dann würden sie wieder Teil eines schlüssigen Ganzen werden.

Für eine umfangreiche Auseinandersetzung mit verschiedenen Argumentationen für Monotheismus siehe z.B. hier: https://plato.stanford.edu/entries/monotheism/#ArgGodSim

[–] Quittenbrot 1 points 1 week ago

Ich kann deine Argumentation insbesondere in dem Szenario nachvollziehen, wo es zwei Götter geben würde. So wie ich beispielsweise das griechische oder ägyptische Pantheon verstehe, verteilt sich das göttliche Wirken jedoch auf viele verschiedene Schultern, die jeweils einen gewissen Aspekt abdecken, um in Summe das Ganze zu bilden. Der verlinkte Text von dir zeigt auf, wie es auf einen Gott hinauslaufen müsste, wenn man Gott grundsätzlich "Einheit" unterstellt. Ist diese Grundannahme aber nicht sehr stark durch den in unseren Kulturkreisen vorherrschenden monotheistischen Blick geformt? Dieses "simple", gleiche,.. unterstellen Polytheisten ja gerade nicht. Ein Mensch vereint viele verschiedene Aspekte, Emotionen, Impulse,.. in sich. Keiner ist nur gut, nur zornig, nur neidisch, nur mutig. Und doch kommt er am Ende zu einer Entscheidung, obwohl diese unterschiedlichen Kräfte auf ihn wirken. Ist das nicht auch für einen polytheistischen Pantheon denkbar, wo die verschiedenen Kräfte wie die verschiedenen Facetten eines Menschen gemeinsam wirken?

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