this post was submitted on 17 Jul 2024
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DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
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Vielleicht liegt es daran, dass ich in dem Bereich arbeite, aber die Umfrage triggert mich sehr.
These 1: Schule soll nicht auf das Berufsleben vorbereiten! Sie soll eine den Lernenden angepasste, möglichst breite Basis an Kompetenzen und Grundwissen vermitteln, auf die dann eine spezialisierte Ausbildung für einen Beruf aufbaut. So wie es ja auch den Führerschein nicht in der Schule gibt, wohl aber grundsätzliche Regeln zur Teilnahme am Straßenverkehr. Ich würde sogar wetten, dass die wenigsten Befragten konkret nennen könnten, wie so eine Vorbereitung aussehen sollte. Konkretes Beispiel: niemand schreibt im Beruf Vorgangsbeschreibungen wie in Deutsch. Sie sind aber ein legitimes Mittel, um sequentielles Denken, Detailgenauigkeit, Logik etc. zu schulen - und damit sogar für Informatik wichtig. Ist das nun Vorbereitung oder nicht?
These 2: "KI" in der Schule ist in den allermeisten Fällen Mist. Ich versuch es immer wieder gern, aber letztlich geht es den meisten Lernenden um eins: "Nach Angaben der Eltern setzen 30 Prozent der Kinder KI beispielsweise zum Erledigen von Hausaufgaben ein." - das ist leider Chiffre für "ChatGPT schreibt meinen Übungsaufsatz". Für einen sinnvollen Einsatz solcher Tools muss man erst selbst die Basics drauf haben - gehen vor laufen lernen. Und dazu braucht man keine KI, sondern oft nur Stift, Zettel und Hirn (siehe These 1). Außerdem braucht nur ein Bruchteil der Schulabgänger KI im Beruf und damit widerspricht die Forderung danach auch irgendwie dem Vorwurf der mangelnden Berufsbezogenheit.
Bitte überladet nicht die Schule mit jeder Sau, die durch's Dorf getrieben wird. Viele Grundkompetenzen ändern sich über Jahrzehnte nicht oder nie. Die Wege, wie sie vermittelt werden, dürfen gern modernisiert werden, sollen aber bitte nicht jedem Trend folgen. "Edle Einfall, stille Größe", wie der Germanist sagt.
Ich finde auch das Vorgangsbeschreibungen zu den nützlichen Dingen gehören. Obwohl ich denke, dass Programmieren Ähnliches schult aber viel effizienter. Als Programmierer bekomme ich Feedback im Sekunden- oder Minutentakt.
Was an Deutsch stört, das sind Gedichtsinterpretationen und Ähnliches. Da scheint mir noch nichtmal Einigkeit zu herrschen, um was es geht. Ist beispielsweise die Intention des Autors relevant oder stattdessen die Wirkung auf den Leser?
In der Grundschule zum Beispiel verstehe ich nicht warum "Schreiben mit Füller" auf dem Lehrplan steht. Ich habe mal gehört, es ginge um das Schulen der Feinmotorik, aber ich bezweifle, dass da ein Transfer möglich ist. Könnte man das nicht auf ein bischen Kalligrafie im Kunstunterricht reduzieren? Das war vielleicht so eine Sau die vor vielen Jahren durch's Dorf getrieben wurde.
Was mit "KI in der Schule" überhaupt gemeint ist, ist mir unklar. Die Klasse mal eine Stunde mit ChatGPT spielen zu lassen? Es steht ja offensichtlich nichts im Lehrplan, also muss man wohl versuchen KI irgendwie in andere Themen zu mischen. Wenn du das schon praktisch gemacht hast, was war denn der Plan?
Was spricht denn jetzt gegen "Schreiben mit Füller"?
Was spricht denn dafür? Es gibt viele andere tolle Sachen, die den Platz im Lehrplan gebrauchen könnten.
Welcher Platz? Füller sind doch nicht kompliziert, das ist ein Ding von 10 Minuten. "da kommt die Patrone rein", fertig.
Was für Füller spricht, sind mMn die geringere Müllproduktion, niedrigere Kosten und das meiner Erfahrung nach etwas schnellere Schreiben (Füller gleiten einfach besser übers Papier als Kugelschreiber).
Wer schreibt noch regelmäßig mit Füller? Ich studiere zmd einen Studiengang dessen Klausuren sehr ausführliche Fließtexte enthalten, aber es gibt kaum jemanden, der die Füller schreibt. Der Füller ist einfach vom Kugelschreiber abgelöst worden. Und privat oder im Berufsleben nutzt doch auch in den allermeisten Fällen jeder einen Kulli oder ähnliches. Der einzige Einsatzzweck eines Füllers ist eigentlich beim Schreiben von Grußkarten o.ä.
Füller sind halt unpraktisch wenn man nur alle paar Monate längere Texte per Hand schreiben muss, weil sie dann eintrocknen. Aber in der Schule macht man das fast jeden Tag mehrere Stunden. Es ist jetzt auch nicht so, als wären Füller besonders kompliziert.
Ne aber das Argument war ja, dass es unnötig ist etwas beizubringen, wenn man das nur in der Schule macht. Das dient dann ja nur einem selbstgeschaffenen Zweck. Als Linkshänder kann ich außerdem auch nur noch meine persönliche Antipathie gegenüber Füllern ergänzen
Bin selbst Linkshänder, man schmiert ein bisschen mehr, aber das geht einigermaßen und wird für meinen Geschmack durch die bessere Gleitfähigkeit im Vergleich zu Kugelschreiber oder Bleistift aufgewogen.