this post was submitted on 04 Sep 2024
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Vorweg: Ich habe überhaupt keine Ahnung von industrieller Butterproduktion. Ich kann mir aber durchaus - neben unternehmerischer Gier - auch verfahrenstechnische Gründe vorstellen, die zu der Preiserhöhung beitragen könnten.
Stell dir Milch mal als Erz vor, also ein Gemisch aus einem kleinen Teil wertvollem Metall, das du von einem mengenmäßig viel größeren Stoff extrahieren möchtest. Wenn die Reinheit deines Erzes sinkt, musst du für die gleiche Menge Endprodukt viel größere Mengen des Rohstoffs verarbeiten. Du brauchst also auch mehr Lastwagen, größere Tanks, mehr Energie usw.
Zudem ist es glaube ich nicht die Regel, dass man der Milch sämtliches Fett entzieht. Wenn du z.B. Milch als Vollmilch mit 3,5% verkaufen möchtest und dein Ausgangsstoff statt 4,0 nur noch 3,6% Fett enthält, so kannst du statt 0,5%-Punkte nur noch 0,1%-Punkte extrahieren. Das wäre also nur noch ein Fünftel der ursprünglichen Buttermenge bzw. 80% weniger.
Bei Halbfettmilch als Nebenerzeugnis mit 1,5% sind es immerhin 1 - ((3,6 - 1,5) / (4,0 - 1,5)) noch 16% weniger Butter.
Und zu guter letzt wird natürlich auch unternehmerische Gier sicher ihren Teil zur Preissteigerung beitragen. Wollte nur aufzeigen, dass die Zusammenhänge zwischen Rohstoff und Preis eines Endproduktes nicht unbedingt ganz so direkt und linear sein müssen.
Das ist ein interessante Betrachtungsweise, das Problem ist allerdings, dass das beim durchschnittlichen Konsum hinten und vorne nicht hinkommt. Der Durchschnittsdeutsche konsumiert in der Woche ca. 920g Milch und 117g Butter, was ca. 1l und 2,3l Milch entspricht, dazu kommen noch ca. 480g Käse (~6l Milch), 96g Sahne (~1l) und 269g Joghurt (0,27l Milch). D.h. selbst wenn jeder Deutsche Magermilch statt Vollmilch und mageren Joghurt statt Vollfettjoghurt konsumiert, hat man immer noch einen ganzen Liter übrig, den man nur für die Butterproduktion verbrauchen muss.
Das Ergebnis ist, dass bei der Herstellung von Butter und Sahne sehr viel Magermilch übrig bleibt, und so viel Nachfrage gibt es danach letztlich nicht - insbesondere Milchzucker hat recht geringen Wert, das Milchprotein kann man zur Not noch recht gut an Vieh oder Bodybuilder verfüttern.
Ich habe das vor einiger Zeit mal recherchiert und aufgeschrieben, weil ich wissen wollte, wie viel tierische Produkte ich im Vergleich zum Durchschnittsdeutschen konsumiere. Einige der Zahlen sind recht schwer zu bekommen, kann durchaus sein, dass da was nicht so ganz richtig ist.
Tut mir leid, falls ich dich missverstehen sollte, aber bestätigt deine Recherche dann nicht die Überlegungen, die ich oben angestellt hatte? Wenn es schon in der Vergangenheit so war, dass die Nachfrage nach Butter höher war als die Nachfrage nach Magermilch und Magermilch quasi als Abfallprodukt übrig blieb - dann ist das Problem jetzt, bei geringerem Fettgehalt in der Rohmilch, ja noch deutlich größer. Es müsste dann ja noch mehr schlecht oder gar unverkäufliche Magermilch übrig bleiben. Und wenn die dann keinen oder nur einen geringen Deckungsbeitrag leistet, wirkt sich das ja überproportional auf den Preis der Butter aus.
Das finde ich btw. echt krasse Zahlen. War mir gar nicht bewusst, wie hoch der Konsum von Milchprodukten im Durchschnitt ist. Bei mir hat ein Päckchen Butter früher oft monatelang gehalten und ich musste die portionsweise einfrieren, damit sie nicht verdirbt. Kaufe mittlerweile Margarine statt Butter und da ist es genauso. Ist der vergleichsweise hohe Durchschnittskonsum dann hauptsächlich durch Butter auf Brot? Oder nehmen so viele Leute Butter als Bratfett? Und 480g Käse find ich auch echt viel. Das sind ja in einer vierköpfigen Familie 2 Kilo pro Woche... 😮
Falls es jemanden interessiert, hier gibt's Zahlen zu Herstellung und Verbrauch - ist pro Jahr statt pro Woche aber deckt sich ungefähr mit den obigen Angaben.
https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung/versorgungsbilanzen/milch-und-milcherzeugnisse
Also meine Margarine hält definitiv nicht mehrere Monate, ich würde eher von ca. 2 Wochen ausgehen, obwohl ich sie fast ausschließlich mit Brot esse. Ich glaube, du isst einfach wenig Butter/Margarine. 480g Käse finde ich auch viel, wobei ich mir nicht sicher bin ob Quark dazuzählt - es ist ja technisch gesehen ein extrem junger Käse, und so einen 250g-Becher kann man recht locker in 1-2 Tagen als Dessert wegputzen.
Eben nicht - wenn wir für die Rechnung annehmen, dass Magermilch wertlos ist und die Butterhersteller den kompletten Milchpreis bezahlen müssen, haben die Butterhersteller jetzt maximal 10% höhere Rohstoffkosten.