Baustellen über Baustellen im maroden Schienennetz; Züge, die verspätet fahren oder gleich ganz ausfallen; genervte Fahrgäste und frustrierte Beschäftigte: Die Deutsche Bahn (DB) hat mehr als genug Probleme. Jetzt steht bei dem Staatsunternehmen auch noch ein größerer Umbruch an. Die stark defizitäre Güterverkehrstochter DB Cargo soll vom nächsten Jahr an ohne finanzielle Hilfen des Staatskonzerns auskommen. […]
Die EU-Kommission hatte Anfang 2022 ein Verfahren eingeleitet. In Brüssel war eine Beschwerde eingegangen, wonach die vertraglich festgeschriebene Verlustübernahme bei Cargo durch den Mutterkonzern DB eine unzulässige staatliche Beihilfe darstelle. DB Cargo verschaffe sich dadurch einen ungerechtfertigten Vorteil gegenüber der privaten Konkurrenz. Jetzt ist so gut wie klar: Mit dem Verlustausgleich ist Schluss. „Die finanzielle Nabelschnur wird gekappt“, heißt es aus Bahnkreisen.
Für DB Cargo geht es damit um das finanzielle Überleben. Und für den Staatskonzern DB hat das zwangsläufig weniger Einfluss zur Folge. Das führt zu der Frage: Was bleibt am Ende von dem Staatsbetrieb als großem Verkehrskonzern noch übrig? […]
Vom Kerngeschäft könnten auf Dauer nur noch der Regional- und der Fernverkehr bleiben. Beide Sparten stehen unter Druck. Bei den Regionalzügen gibt es zunehmend private Konkurrenten. Und der Fernverkehr vor allem mit den ICE-Zügen fährt Verluste ein. Ebenso, wie das bei den Güterzügen von DB Cargo der Fall ist. Im ersten Halbjahr 2024 lag das Minus bei 261 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren war es insgesamt ein Milliardenbetrag. 2024 soll die Gütertransporttochter der Bahn nach vielen verlustreichen Jahren eigentlich profitabel werden; bei steigenden Umsätzen. Ob das gelingt, ist fraglich. […]
Dann gibt es noch viele hausgemachte Probleme. In internen Unterlagen von DB Cargo war im vergangenen Jahr die Rede davon, dass man unnötige Verwaltungsprozesse stoppen und „Doppelstrukturen“ abbauen müsse. Auch müssten die Führungsstrukturen gestrafft werden.