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Am 4. Juli 2023 berichtete das Team Wallraff erneut über die Zustände bei Burger King. Das Reporter-Team dokumentierte ekelerregende Zustände in den Küchen und mögliche Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz. Diese neuen Enthüllungen werfen die Frage auf, ob sich seit den letzten Enthüllungen etwas verbessert hat, wie es Burger King versprochen hatte. Leider scheint dies nicht der Fall zu sein.

Die versteckte Kamera enthüllte, dass das Problem mit abgelaufenen Lebensmitteln, das bereits beim letzten Mal aufgedeckt wurde, immer noch besteht. Anstatt diese Lebensmittel ordnungsgemäß zu entsorgen, werden sie systematisch neu etikettiert, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Auch andere hygienische Praktiken lassen zu wünschen übrig. Das Kühlhaus, in dem auch das Fleisch gelagert wird, wird nicht auf der vorgeschriebenen Temperatur gehalten. Mitarbeiter erwärmen Burger und Nuggets erneut, die bereits längere Zeit in der Verkaufsauslage lagen. Es wurde beobachtet, dass die Küchenkräfte ohne Handschuhe arbeiten und die Hygienerichtlinien nicht ausreichend beachten. Das Team konnte beobachten, dass immernoch pflanzliche Patties im Fleischsud liegen und bisher keine klare Trennung aufrecht erhalten wird. Inwieweit hier noch von plant-based Burgern gesprochen werden kann ist also fraglich.

Darüber hinaus wurden auch fragwürdige Praktiken im Umgang mit Personal aufgedeckt. Ein Franchisenehmer quartiert junge Mitarbeiter*innen aus Osteuropa und Nordafrika in einem nahegelegenen Hotel ein und zieht ihnen anschließend die Hotelkosten vom Lohn ab. Dies führt zu einem Abhängigkeitsverhältnis, insbesondere dann, wenn ausländische Arbeitskräfte aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse ihre Rechte oder die genauen Inhalte ihrer Verträge nicht verstehen. Durch Einsicht in das Personal-Planungssystem von Burger King Deutschland ergaben sich Hinweise auf mehr als 70.000 potenzielle Rechtsverletzungen innerhalb von sieben Monaten. Diese Verstöße betreffen den Jugendschutz, Mindestlohn und Ruhezeiten. Sollten diese Daten korrekt sein, handelt es sich um Straftaten, für die die Geschäftsführung persönlich haftbar gemacht werden kann.

Burger King Deutschland hat in einem Schreiben an RTL erklärt, die Vorwürfe ernst zu nehmen und von einem unabhängigen Unternehmen prüfen zu lassen. Das Unternehmen weist jedoch die Vorwürfe zu Rechtsverstößen zurück und gibt an, dass aus den Software-Daten keine Rückschlüsse auf solche Verstöße möglich seien.

Auf der eigenen Website startete außerdem sofort eine Gegen-Kampagne, in der von „einseitiger Berichterstattung“ die Sprache ist. Unter dem Motto „King ist, wer an sich arbeitet“ zählt Burger King auf der eigenen Website einige der angeklagten Punkte auf und verweist auf das eigene FAQ. Der Hauptpunkt in der Stellungnahme von Burger King besteht darin, dass bei der Größe des Unternehmens schon auch mal Fehler passieren könnten: „Es ist menschlich, dass bei 25.000 Mitarbeitenden in 750 Restaurants auch Fehler passieren können.“ Die RTL-Recherche sei „tendenziös, unausgewogen und spieg[le] nicht die Realität in den allermeisten [ihrer] Restaurants und die Meinung der Mehrheit [ihrer] Mitarbeitenden wider“. Von den von RTL angeklagten „systematischen Rechtsverletzungen“ wird sich ausdrücklich distanziert, während eingestanden wird, dass vor allem bezogen auf Hygiene und Arbeitsbedingungen Dinge gesehen wurden, „die absolut nicht akzeptabel sind.“

Danach verweist Burger King auf einen eigens gedrehten Werbespot, den RTL an diesem Abend angeblich nicht senden wollte (aka „gecancelt“ habe), in dem eine Schauspielerin eine Theken-Mitarbeiterin bei Burger King mimt. Im Sinne von „komm mal runter und hab Mitgefühl mit uns“ trägt sie einen einseitigen Dialog vor. Es wurde versucht, so die obige Stellungnahme nochmal in einen 45 Sekunden Trailer zu verpacken – wahrscheinlich mit Hoffnung auf einen medienöffentlichen viralen Hit.

Zu dieser Annahme kommen wir, weil auch ein zweites Video veröffentlicht wurde, in dem Burger King untertitelt: „Damit RTL nicht immer zu uns kommen muss, sind wir einfach mal zu RTL gefahren – mit einer leckeren Überraschung im Gepäck. Und offensichtlich schmeckt unser Plant-based Whopper® einfach allen.“ Das Video ist im Undercover-Recherchen-Stil gehalten und somit eine direkte Gegenoffensive zur Wallraff-Recherche. Im Video wird ein beschönigter Zubereitungsprozess eines Whoppers gezeigt, wie es so in einem wirklichen Restaurant nie passieren würde – sondern nur in der Werbung. Danach gibt ein Burger King-Lieferant Plant-based Whopper® an RTL-Mitarbeitende in deren Mittagspause aus und filmt diese dabei, wie sie sagen, dass ihnen der Burger mundet.

Ob diese Gegenmaßnahmen von Burger King so sinnvoll und clever eingefädelt waren, wie wohl von Burger King erhofft, hinterfragen wir aus der Redaktion stark. Die Kommentare unter den offiziellen Videos auf dem Burger King YouTube-Kanal sind jedenfalls deaktiviert, und die nur wenigen hundert „Daumen hoch“ im Vergleich zu den über 100.000 Aufrufen (Stand 4. Juli) sprechen bei beiden Videos dafür, dass die Dislike-Rate recht hoch sein dürfte.

Es bleibt abzuwarten ob die von Burger King bekannten Besserungsvorhaben auch wirklich in die Tat umgesetzt werden – oder ob die nächste Recherche vor Ort dann einfach erneut von Ekelzuständen berichten wird.

Ganze Folge hier ansehen: https://www.tvnow.de/shows/team-wallraff-reporter-undercover-2384/2023-06/episode-1-team-wallraff-jetzt-erst-recht-5465103

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[–] MaxPower@feddit.de 0 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (3 children)

Ich finde es etwas viel verlangt, in einer Küche zu 100% streng zwischen Zubereitung mit tierischen und nicht-tierischen Produkten zu unterscheiden. Den meisten Mitarbeitern ist es meistens egal, die interessieren sich in der Regel leider nicht dafür und haben persönlich nichts von der Trennung.

Burger King sollte die Produkte, die sie als "vegan" bezeichnen, einfach als "vegetarisch" umdeklarieren. Es ist meiner Meinung nach aus Prinzip völlig unrealistisch, in der Küche von unterbezahlten Mitarbeitern eine 100%ige Differenzierung "vegan/nicht vegan" zu verlangen. Und offenbar wird sie ja nicht mal verlangt.

Ich lebe nicht vegan, konsumiere aber in der Regel keine tierischen Produkte. Ich gehe inzwischen dennoch nur noch zu rein veganen Restaurants. Dort muss ich mir keine Gedanken darüber machen, was ich essen kann und was nicht und ich kann davon ausgehen, dass die Küchenmitarbeiter wissen, was sie tun.

Ist klar, dass man die in Frage kommenden Restaurants in der Gegend im besten Fall an einer Hand abzählen kann, aber das ist es mir wert.

[–] Anekdoteles@feddit.de 0 points 1 year ago* (last edited 1 year ago)

Burger King sollte die Produkte, die sie als “vegan” bezeichnen, einfach als “vegetarisch” umdeklarieren.

Ein vegetarisches Patty, das man im Fleischsaft brät, ist nicht mehr vegetarisch. Da gibt es für mich überhaupt keinen Interpretationsspielraum.

Es ist meiner Meinung nach aus Prinzip völlig unrealistisch, in der Küche von unterbezahlten Mitarbeitern eine 100%ige Differenzierung “vegan/nicht vegan” zu verlangen. Und offenbar wird sie ja nicht mal verlangt.

Das finde ich super zynisch. Erstens, haben die Mitarbeiter ihre Arbeit nach Vorschrift auszuführen, egal wie schlecht sie bezahlt werden. Dafür haben sie einen Vertrag unterschrieben und dafür werden sie bezahlt. Zweitens, könnte das Unternehmen, wenn es wirklich daran läge, ja auch einfach mehr bezahlen, um mehr Regelkonformität aus den Mitarbeitern herauszuholen. Drittens, ist es Aufgabe und Verantwortung des Unternehmens, ein System bereitzustellen, in dem selbst der faulste Mitarbeiter die Regeln nicht umgehen kann oder schnell identifiziert ist und rausfliegt, wenn er nicht regelkonform handelt - andernfalls ist es einfach Betrug seitens des Unternehmens, mit Fleisch zubereitete Produkte als vegetarisch zu bezeichnen. Die Systematisierung ist schließlich der Kern der Systemgastronomie.

[–] HumbertTetere@feddit.de 0 points 1 year ago

Rindertalg vom Patty nebenan ist auch nicht vegetarisch, das macht diesbezüglich keinen relevanten Unterschied.

Die veganen Köttbullar bei IKEA heißen mittlerweile auch nur noch "in der Herstellung vegan", weil sie in so einer offenen Kantine nicht garantieren können, dass einmal etwas kontaminiert wird. Finde ich richtig und fair, essen würde ich beides nicht mehr.