Gutes Morgen

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Gutes Morgen!

Wie können wir uns eine lebenswerte Zukunft konkret vorstellen? Und wo sind die Ideen und Beispiele fürs Handeln, damit es nicht beim Vorstellen bleibt?

Es gibt kein Header-Bild, weil Zukunfts-Bilder schon Teil der Diskussion sind.

Schlechte Nachrichten könnten Auslöser für einen Beitrag sein, aber als reine Infos passen sie besser in andere Foren - versuchen wir es hier einmal konstruktiv von unten!

founded 9 months ago
MODERATORS
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submitted 2 months ago* (last edited 2 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Seit ein paar Tagen ist jetzt die neue Instanz feddit.org am Start. Eine Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Fediverse.foundation bringt stabile Grundlagen: vier Administrator*innen und die beim Verein angesiedelte Hardware-Infrastruktur (wieder mit Ökostrom).

Neben der vollen Funktionalität ist vor allem diese sehr viel zukunftssicherere Basis der Grund, weshalb auch Gutes Morgen ab jetzt dort zu finden ist: https://feddit.org/c/gutesmorgen

Nach den letzten Monaten tut sich jetzt nur noch wenig auf feddit.de, sehr viele Communitys haben sich unter demselben Namen auf feddit.org. eingefunden. Da man auch von hier aus auf die neue Instanz und das Forum zugreifen kann, ist es nicht wirklich sinnvoll beides parallel zu füttern. Ich schließe es hier aber nicht, sondern hefte einfach diesen Beitrag oben an.

Wer mit seinem feddit.DE-Account das neue Forum nutzen möchte, kann in der Suche 'Communities' auswählen und ins Suchfeld !gutesmorgen@feddit.org eingeben.

Ein Account auf feddit.ORG hat den Vorteil, dass eventuell noch tiefergehendere Probleme auf der alten Instanz einen zukünftig dann nicht mehr betreffen. Wer besonders viele Block-Einstellungen etc. hat und sie in seinen neuen Account importieren möchte, findet hier Hilfe https://feddit.org/post/205879 (Es lohnt sich auch dort, die Community 'Haupteingang' für Neuigkeiten rund um die Instanz zu abonnieren)

Bei Fragen und Problemen gerne hier in die Kommentare schreiben.

@wintermute@feddit.de und @helix@feddit.de danke ich ganz herzlich für die Bereitstellung von bzw. die Bemühungen um feddit.de!

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submitted 8 months ago* (last edited 8 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Das Forum 'Gutes Morgen' kann man unkompliziert nutzen:

Reinschnuppern und lesen: https://feddit.de/c/gutesmorgen

Aktiv werden:
1.) Auf https://feddit.de kostenlos mit einem selbstgewählten Benutzernamen registrieren ("Bewerbung" meint dort einfach ein frei formuliertes Sätzchen, nach kurzer Zeit ist man dann als Mensch registriert)

2.) 'Gutes Morgen' ansteuern (https://feddit.de/c/gutesmorgen oder über Communitys > Suche, am Smartphone vorher noch über Menüstriche rechts oben)

3.) Mitmachen!

(4.) 'Gutes Morgen' kostenlos 'abonnieren', wenn man neue Beiträge auf die eigene Feddit-Startseite bekommen und auch einfach die Community wachsen lassen möchte. Desktop: Abonnieren-Button. Am Smartphone mit dem "+" neben "Seitenleiste" diese ausklappen. Außer dem Abo-Button gibt es dort auch immer Kurzinfos zu Communitys.

Weitere Infos werden durch Klick auf die ▶ Dreiecke ausgeklappt.

Bedienung

Einstellungen:
Über das Klappmenü neben dem Benutzernamen (Smartphone: erst auf 3 Striche rechts oben) gelangt man zu den Einstellungen. Unter anderem kann man hier die bevorzugte Sortierungsweise der Beiträge (innerhalb der Communitys) voreinstellen und einen kürzeren Text verfassen ("Biographie"), den andere beim Klicken auf den Benutzernamen sehen können. Sprache: 'undeterminded' und Deutsch und evtl. Englisch, damit alle Inhalte erscheinen, unabhängig von der Sprachauswahl, die beim Erstellen verwendet wurde.

Profil:
Bei fremden und eigenen Profilen sieht man Beiträge und Kommentare der Person und hat auch die Möglichkeit ihr eine Nachricht zu schicken. Beim eigenen Profil sieht man noch die abonnierten Communitys und - unter "Gepeichert" - die Beiträge und Kommentare, die man sich mit einem Klick auf den Stern dort markiert hat.

Aktionen:

  • Beiträge sortieren: Über Klappmenü bei "Beiträge" u. "Kommentare" nach aktiv, neu, alt, meistkommentiert etc. sortieren
  • Etwas hoch- oder runterwählen: Pfeil hoch bzw. runter.
  • Beitrag kommentieren: Text ins entsprechende Feld eingeben.
  • Antwort auf einen Kommentar: 'Pfeil nach links' unter dem Kommentar.
  • Der Button "Beitrag erstellen" ist gut sichtbar. Bei den Textfeldern finden sich Möglichkeiten zu Kursivierung etc. und mit dem Fragezeichen auch ein Link zum Lemmy-Handbuch (englisch) mit weiteren Formatierungstipps. Inhaltlich gelten für Beiträge wie Kommentare die Regeln, die auf der Seitenleiste von Feddit.de zu finden sind.
  • Merken: Der Stern ist ein persönliches Lesezeichen (s. Profil).
  • Einen Link zu Beitrag teilen o. kopieren: über '3 verbundene Punkte'
  • Link zu Kommentar kopieren: über 'Verschränkte Büroklammern' neben Benutzername des Kommentierenden.
  • Mit '2 Papiere übereinander' kann man das Crossposting einleiten, d.h. man kann den (auch fremden) Beitrag so wie er ist oder mit einem eigenen Begleittext versehen in eine andere Community nach Wahl kopieren.
  • Das bunte Fediverse-Symbol führt an die Stelle im Fediverse, an der ein Element ursprünglich zuerst veröffentlicht wurde.
  • Am Ende der Aktionen-Leiste kann man noch eine Auswahlmenü ausklappen: Hier findet man die Möglichkeiten zum Bearbeiten oder Löschen des eigenen Beitrags/Kommentars. Cursor auf die bzw. Antippen der Angabe 'vor x Stunden/Tagen' verrät, wann der Inhalt veröffentlicht und wann zuletzt bearbeitet wurde.

Probleme?

  • Aktuell (Jahreswechsel '23/'24) gibt es im Zuge eines Updates hartnäckigere Probleme auf Feddit, an deren Beseitigung gearbeitet wird. Aufpoppende Fehlermeldungen sind meist noch falscher Alarm, aber leider lassen sich Seiten nicht immer aufrufen. Im günstigsten Fall reicht sofortiges Aktualisieren, ansonsten bitte später versuchen.

  • Wenn unter einem Beitrag weniger Kommentare zu lesen sind als es laut Zählung gibt, ist das in den Einstellungen zu beheben: Als Sprachen sollten 'undetermined' und Deutsch und eventuell Englisch ausgewählt sein.


Der Austausch zu Zukunftsfragen kann nach diesem Einstieg losgehen!

Je nach Zeit und Neugier kann man im eigenen Tempo (oder auch gar nicht) über die Grenzen des Forums hinaus das so genannte Fediverse erkunden. Für etwas Kontext hier noch zusätzliche Informationen, die niemanden erschlagen, sondern einfach 'da sein' sollen. Wir können hier fortlaufend Fragen und Tipps sammeln, auch Erfahrungen mit anderen Diensten teilen. Für die Frage, welche Rolle die sozialen Medien in der (guten) Zukunft spielen werden, können die alternativen Strukturen hinter diesem Forum auch Stoff für die Diskussion in diesem Forum liefern.

Wer steckt hinter dem Forum?

Ich, @borisentiu [https://feddit.de/u/borisentiu], habe es im Dezember 2023 eröffnet - in der Hoffnung, dass wir es gemeinsam mit Leben füllen! Hinter mir wiederum steht keine Organisation, Firma o. ä. Ich bin im Fediverse selbst neu und lerne gern dazu.

Eingriffe durch Moderation?

Als Moderator habe ich - wenn ich da nichts übersehe - keine anderen Einblicke als als alle anderen , z. B. sehe ich auch nicht, wer das Forum abonniert hat. Aktiv könnte und müsste ich bei Regelverstößen Beiträge/Kommentare (vorläufig) entfernen oder Profile ausschließen. Das wäre dann automatisch im Moderations-Log in der Seitenleiste transparent dokumentiert. Dagegen würde ich Beiträge, die ich persönlich im Sinne der Community-Beschreibung nur nicht recht passend finde, nicht antasten, sondern höchstens den Dialog suchen. Bei Bedarf können wir später die Seitenleiste umgestalten, Foren sind da unterschiedlich genau in ihren Abmachungen.

Die Regeln finden sich in der Seitenleiste von https://feddit.de. Der Punkt 'Werbung' ist sicher in einem eng gefassten Sinn zu verstehen und zielt nicht auf hier übliche Verweise auf Bücher, neue Erfindungen etc.

https://join-lemmy.org/docs/users/04-moderation.html (Kapitel Moderation im Lemmy-Handbuch, englisch)


Wo befindet sich das Forum?

'Gutes Morgen' ist eine Community auf Feddit.de, Feddit.de eine Instanz von Lemmy, Lemmy Teil des Fediverse.

Was heißt das?

Im Fediverse verbinden sich mittels Open Source-Software mehrere Plattformen (oder Dienste) mit unterschiedlichen Hauptfunktionen (z.B. kürzere Mitteilungen austauschen, Videos teilen etc.), aber nicht im Sinne eines Superkonzerns mit zentraler Steuerung, intransparenten Algorithmen-Filtern, Gewinnorientierung und in der Hand ganz Weniger.

Die einzelnen Plattformen sind dezentral organisiert, also aus vielen Servern zusammengesetzt, die von jeweils anderen Personen, Gruppen oder Institutionen bereitgestellt und von jeweils anderen Administrator*innen betreut werden. Diese Server kommunizieren aber programmier- und anmeldetechnisch auf einer Wellenlänge, so dass User sich auf der gesamten Plattform bewegen können. Als User hat man mit den meisten Details nichts zu tun, wenn man nicht will.

Lemmy: Die meisten Fediverse-Plattformen lassen sich als direkte Alternativen zu einzelnen kommerziellen Plattformen verstehen. Mastodon z.B. ist so gesehen das/ein "Twitter/X des Fediverse". Lemmy wiederum ist ein "Reddit des Fediverse", wobei selbst Reddit im deutschsprachigen Raum sehr viel unbekannter ist als Twitter/X, Facebook, Youtube oder Instagram.

Lemmy ist eine Plattform für Foren ("Communities"), die die User nach Lust und Laune ins Leben rufen können. Zu völlig unterschiedlichen Themen gibt es Seiten, auf denen sich Beiträge mit Kommentarbereich ansammeln. Manchmal wird diese Art Plattform auch als Social-News-oder Link-Aggregator bezeichnet. Das betont dann weniger selbst verfasste Beiträge, sondern die Verlinkung von Zeitungsartikeln und anderen Quellen zu einem bestimmten Thema. In der Praxis mischt sich das je nachdem.

Außer kommentieren kann man Beiträge und andere Kommentare auch hoch- oder runterwählen. Schaut man sich ein Forum an, hat man deshalb verschiedene Möglichkeiten sortieren zu lassen: z. B. neueste, beliebteste (im Zeitraum x) oder kontroverseste Beiträge zuerst. Beiträge sind meist Texte unterschiedlicher Länge, Bilder oder Links zu Quellen. 'Abonniert' man Communitys bekommt man eine eine Startseite/Timeline, die aus deren Beiträgen zusammengesetzt ist. Daneben gibt es aber auch Zusammenstellungen nach anderen Kriterien.

Feddit.de: Wie oben beschrieben setzt sich auch Lemmy aus vielen Servern zusammen. Von Userseite begegnet man ihnen als so genannte "Instanzen". Man meldet sich also nicht "bei Lemmy" an wie man sich "bei Twitter/X" registriert. Das ist kein Akt, hat aber den Vorteil, dass man sich nicht auf Gedeih und Verderb einer allesbeherrschenden, zentralen Instanz ausliefert. Wer sich mit Kriterien für die Wahl oder mit der Möglichkeit zu wechseln beschäftigen möchte, findet in den Quellen unten Anhaltspunkte.

Ähnlich wie bei der Wahl eines Mobilfunkanbieters kann man danach trotzdem mit denen kommunizieren, die eine andere Wahl getroffen haben. Feddit.de hat einen guten Ruf innerhalb des Fediverse, der Server ist in Deutschland, wird mit grünem Strom betrieben (s. jeweils Startseite feddit.de) und man hat im 'Heimathafen' gleich mal eine Sammlung deutschsprachiger Communitys vor Augen (Communitys > Lokal. Gleich daneben, unter 'Alle' aber auch Communitys anderer Instanzen.)


Warum ist das Forum an diesem Ort?

Für eine gute Zukunft kann man sich engagieren, wo man geht und steht. Ein Online-Austausch unter vielen benötigt aber eine Infrastruktur und die wird nie für jedes Individuum hundertprozentig passen. Nun haben viele massive Bedenken, auf welcher Basis und in welche Richtung sich die bekannten Plattformen entwickeln - und sehen sich oft dennoch mehr oder weniger darauf angewiesen. Alternativen nach viel offeneren Prinzipien, die bei aller Ausbaufähigkeit keine bloße Zukunftsmusik mehr sind, stellen da eine wirkliche Chance dar und verdienen konstruktive Auseinandersetzung. Wenn alle warten bis alle anderen dort sind...

Wie ich finde ist das Fediverse schon jetzt ein beeindruckendes Resultat von sehr viel Aufmerksamkeit und Arbeit von vielen engagierten Menschen. Manches vom Potential wird erst noch ausgeschöpft werden und es läuft auch nicht immer reibungslos (Es hilft etwas Geduld und Gelassenheit mitzubringen, aber auch eigene Beiträge für alle Fälle offline abzuspeichern).

Ist die Geschmeidigkeit, mit der die kommerziellen Alternativen die Nutzenden in Bahnen lenken, beruhigender?

Das Fediverse ist unentgeltlich nutzbar wie die kommerziellen Dienste, die dann mit Daten und Werbung ihren Profit machen. Es gibt die Möglichkeit mit Spenden zu unterstützen (z.B. Lemmy https://join-lemmy.org/donate; die Feddit-Administrator*innen äußern aktuell keinen Bedarf), manche Instanzen z.B. auf Mastodon regeln es über eine geringe Gebühr.

Der Geist der Zusammenarbeit, ohne den solche Strukturen nicht denkbar sind, passt gut zum Thema des Forums. Damit es keine abgeschlossene 'Bubble' wird, können wir ja auch über alle möglichen Kanäle in Austausch mit der (Online-)Welt außerhalb treten.

Erklärvideos und weitere Links zum Themahttps://tube.sekretaerbaer.net/w/p/2CzLLVf2bW82n1JP4F1fBX?playlistPosition=1&resume=true (2 kurze Erklär-Animationen)

https://gnulinux.ch/fediverse-serie-willkommen-im-lemmyversum-communitys-im-fediverse

https://de.wikipedia.org/wiki/Fediverse

https://join-lemmy.org/

https://handbuch.rollenspiel.monster/lemmy/ (Eine Anleitung für Lemmy)

https://digitalcourage.de/digitale-selbstverteidigung/fediverse

https://fediverse.ebildungslabor.de/ (Einführendes Video u. kurze Anleitung am Beispiel Mastodon von Nele Hirsch)

https://fedi.tips/ (englisch)

https://feddit.de/c/main (Feddit-Forum zur Instanz selbst)

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Das waren jetzt ein paar Informationen (und etwas Meinung) von mir, wie immer nicht in Stein gemeißelt - Verbesserungen, Ergänzungen, Fragen etc. willkommen!

#gutesmorgen

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submitted 9 months ago* (last edited 8 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Auf ein gedeihendes Forum!

Sicher braucht es etwas Geduld bis hier die Hölle los ist, aber das soll ja auch seine Vorteile haben...

Eine praktische Funktion dieser Adresse könnte schon von Beginn an sein, dass man mit 'realen' Menschen in Kontakt bleiben kann, mit denen man z. B. halbprivat im Rahmen von lokalen Informationsveranstaltungen ins Gespräch gekommen ist. Es brauchen nicht gleich persönliche Kontaktdaten ausgetauscht werden - man regt einfach den Beitritt hier an!

Es wird wiederkehrende Rubriken geben, wo wir uns z. B. Hinweise auf Termine, Bücher etc. geben können, ohne einen eigenen Beitrag machen zu müssen. Aber natürlich können auch die Beiträge kurz sein - und spontan, vorläufig, ausschnitthaft. Es wäre schön, wenn wir dann immer mal wieder Fäden später aufgreifen und weiterspinnen würden. (Nachtrag 19.12.: Falls man dagegen im alten Beitrag mit angeschlossener Diskussion etwas Bedeutenderes ändert, sollte man das am besten irgendwie markieren, damit man das beim Lesen der alten Kommentare berücksichtigen kann.)

Mit zunehmender Beitragszahl wird es unübersichtlicher. Es könnte deshalb praktisch sein, z. B. am Beginn oder Ende von Beiträgen Schlagwörter mit einem # davor zu verwenden. Dann kommt man mit der Suchfunktion weiter, egal welche Wörter im eigentlichen Beitrag verwendet werden. An dieser Stelle hier können wir die Liste von Schlagwörtern aktuell halten und vielleicht eher nicht #Mobilität und #Verkehr z.B. in Konkurrenz verwenden.

Liste Schlagwörter:
#biodiversität
#gutesmorgen [wenn es (auch) darum geht, wie wir das Forum nutzen könnten]
#denkweisen [z.B. Einstellungen o. Perspektiven, die man als motivierend empfindet]
#ernährung.
#digitalisierung.
#gesundheit.
#landwirtschaft.
#mobilität [so findet man Beiträge zu Fahrrad, Raumschiff etc.]
#natur.
#teilhabe ['Gute Zukunft...aber für wen?' ist immer wichtig, in manchen Beiträgen vielleicht besonders im Fokus] ...

Habt ihr Wünsche und Anregungen?

P.S. In solchen Foren wird meist mit du/euch angeredet, was aber niemanden davon abhalten soll z. B. in einem Beitrag förmlich zu bleiben.

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Die Neurowissenschaftlerin und Mitgründerin von Perspective Daily Maren Urner u. a. über Gefühle und Politik, Verbundenheit und konstruktiven Journalismus und wie das alles z. B. mit dem Klimanotfall zusammenhängt.

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Nachricht von Ranslite: Hallo liebe Zuhausis, bitte beteiligt euch an der Umfrage für den neuen Namen für die Instanz, die wir mit der Fediverse Foudation aufbauen wollen. Weitere Informationen findet ihr in der Umfrage.

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Zum Wahlwochenende ein Gespräch von 2020 über grundsätzlichere Fragen der politischen Diskussionskultur. Während einem das Wort Deliberation im Alltag selten begegnet, drehen sich die Überlegungen dahinter gerade darum, wie Demokratie gesamtgesellschaftlich gelebt werden kann und Differenzen nicht in verhärtete Fronten oder Politikverdrossenheit münden müssen. Sie ermöglichen auch einen differenzierten Blick auf das Potenzial von Bürgerräten und ähnlichen Formaten.

André Bächtiger ist Professor für Politische Theorie und Empirische Demokratieforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Universität Stuttgart. Er ist Gast des Podcasts ,Philosophie im 21. Jahrhundert'.

#politik #teilhabe #bürgerbeteiligung

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submitted 3 months ago* (last edited 3 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Für Termine, Tipps, Kommentare...

An einer Vereinslösung (s. Offener Mai, EDIT: nein, hier war's: https://feddit.burningturtle.win/post/feddit.de/12358122) wird weiter gearbeitet. Falls der Feddit-Admin nicht vorher auftaucht, wird es auf eine neue Instanz hinauslaufen, die Interessierte dann zusätzlich oder alternativ nutzen können.

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Hier ein paar Videos ergänzend zum Beitrag Zukünste und Solarpunk. Sie widmen sich den Bezügen zwischen Ästhetik, Stadtplanung etc.

Andrewism: What is Solarpunk? https://youtu.be/hHI61GHNGJM?feature=shared

Andrewism: How To Build a Solarpunk City https://youtu.be/4UmU1dSe3n0?feature=shared

DamiLee: SolarPunk Cities: Our Last Hope? https://youtu.be/UVlBmdvIC6s?feature=shared

Pop Culture Detective: In Defense of Disney's Strange Solarpunk World https://youtu.be/rqQJHja9qxU?feature=shared

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submitted 3 months ago* (last edited 3 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

UPDATE: siehe Link in Kommentaren

Die technischen Probleme sind aufgrund einer Verkettung unglücklicher Umstände bisher nicht zu beheben, aber es gibt einen regen Austausch darüber, wie ein Verein in Zukunft diese und andere Instanzen resilienter machen könnte. Schaut gerne mal rein und bringt euch ein!

An Matrix-Chats kann man u. a. mit der App Element teilnehmen (mobil und PC).

Dort befindet sich auch ein Dokument, in dem kollaborativ Notizen festgehalten werden können zu Satzung etc. Das entsprechende Widget heißt Etherpad (in Element am PC: unter Rauminfo; Element mobil: Symbol mit vier Kreisen oben, bei mir kam dann erst eine Fehlermeldung, über die 3 Punkte konnte ich dann im Browser öffnen)

Wie neulich schon mal geschrieben sind die technischen Probleme zwar ärgerlich, aber sie verhindern das Schreiben und Lesen hier letzlich ja nicht. Ich selbst werde also hier wieder aktiver werden - dieses Mal wirklich...

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Bestimmt ein interessanter Vortrag, das schreibt Sabina von Plattsalat ( https://www.plattsalat.de/ - auch sehr interessant ):

Die Gelegenheit, uns gemeinsam mit den Potentialen alternativer Handlungsspielräume auseinanderzusetzen. Ich habe immer großen Spaß an der Art und Weise wie Tom ein vollkommen anderes Selbstverständnis entfaltet. Diese Reise in mögliche Welten kommt einer Gedankengymnastik gleich.

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submitted 4 months ago* (last edited 4 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Leider ist das technische Problem der Instanz feddit.de noch nicht gelöst. Über die normale Webadresse kommt man nicht rein, allerdings noch über Apps wie z. B. Jerboa oder diese Adressen

https://feddit.burningturtle.win/c/gutesmorgen@feddit.de

https://alexandrite.app/feddit.de bzw z.B. https://alexandrite.app/feddit.de/c/gutesmorgen

Lesen kann man dann, die Texte sind nicht verloren. Schreiben hängt u. U. davon ab, ob man vor dem Problem angemeldet war?

Für Infos kann man ab und zu ins Forum 'Haupteingang' schauen und in einen Chatroom zu Feddit:

https://alexandrite.app/feddit.de/post/11017527

https://matrix.to/#/#feddit:tilde.fun

Das ist alles sehr schade, aber ich bin mir sicher, dass nach dieser erneuten und schwersten Krise Feddit auf mehr Schultern und eine stabilere Basis gestellt wird. Im Chat ist technisches Knowhow und Bereitschaft dazu erkennbar. Aktuell haben nur 2 Personen Zugriff und die Arbeit mit Server etc., eine verreist, die andere mehrfach im Stress.

Auf eine baldige Lösung und einen guten Mai auch und vor allem offline!

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submitted 5 months ago* (last edited 4 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Raum für alles, was mehr wird, wenn man es mitteilt

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submitted 5 months ago* (last edited 5 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Wenn es um konkrete Zukunftsvorstellungen geht, dann dürfen die Künste nicht fehlen - auch wenn es dort in der optimistischeren Abteilung scheinbar ruhiger zugeht. Damit im Forum Beiträge zu Literatur, Film etc. gefunden werden können, schlage ich ein bündelndes Schlagwort wie #Zukünste vor.

Künste verhandeln Zukunft sinnlicher als nackte Zahlen, (potentiell) vielschichtiger als politische Kampagnen und sie geben dem Individuum Gestaltungsmöglichkeiten, wo sonst leicht Ohnmacht und Ausgesetztsein empfunden werden können. Was dabei entsteht kann man als - wie auch immer geartete - Modelle von Welt sehen, an denen Änderungen und ihre Konsequenzen durchgespielt werden können.

Zum Beispiel können Entwicklungen durchdacht werden, die absehbar, aber noch nicht Realität sind. Während die Roboter noch in den Kinderschuhen steckten, wurden sie schon Teil von fiktiven Sozialgefügen, um sich über die Implikationen der Technik klarer zu werden. Man kann als Gesellschaft also prinzipiell Zeit gewinnen, wenn man sich diesen Angeboten öffnet - oder man wartet ab und steht dann vor Phänomenen wie der Künstlichen Intelligenz wie der erste Mensch...

Utopien haben als positive Entwürfe keinen leichten Stand. Im Politischen taucht das Wort auf, wenn eine Gegenposition entweder als naiv-unrealistisch oder gefährlich umfassend gebrandmarkt werden soll. Beide Vorwürfe könnten auch eine Rolle dabei spielen, wenn utopische (oder eutopische) Werke gar nicht erst geschrieben werden. Umgekehrt hat die Dystopie in der Populärkultur Hochkonjunktur, während in der Realität die Warnungen der Klimaforschung und -bewegung Einigen 'zu negativ' rüberkommen.

Auch deshalb wäre es wichtig positive Szenarien und Handlungsoptionen anschaulich zu machen, so neben dem zu Vermeidenden auch das Lohnende zu zeigen. Es mag trotzdem naiv oder allzu idealistisch wirken, in der Klimakrise auf die motivierende Wirkung der Künste zu setzen - nur kann man auch nicht behaupten, dass es schon in annährend vergleichbarem Maß versucht worden ist wie auf anderen Wegen (Erklärung, Argumentation, Protest etc.)

An dieser Stelle möchte ich nicht mit einem einzelnen Werk den Anfang machen, sondern mit dem schillernden Oberbegriff Solarpunk. Außer für ein ganzes Spektrum von Werken wird die Bezeichnung auch für bestimmte nachhaltige Einstellungen, Lebensweisen, Life hacks etc. verwendet. (s. Foren wie https://feddit.de/c/solarpunk@slrpnk.net und https://www.reddit.com/r/solarpunk/)

In Alex Hollands Blogartikel What is Solarpunk? One thing or many? geht es aber vorrangig um die Künste bzw. Bildästhetiken, wie sie etwa über die Werbung verbreitet werden. Holland identifiziert Spielarten und vergleicht sie hinsichtlich Realismus, Ton etc. Damit die Bezeichnung nicht allzu beliebig wird, schlägt er auch vor, manches als in Teilen ähnlich, aber nicht im engeren Sinn zugehörig zu verstehen. Im Kern zeigt Solarpunk für ihn nachhaltige, sozial gerechtere Welten, die möglich und erstrebenswert sind, und das Publikum zum Handeln inspirieren sollen.

Ich werde später noch 2-3 andere Links posten, aber ich finde in dem Artikel steckt schon viel Anregendes und ich will diesen Post daher nicht überladen.

Könnt ihr dem Konzept Solarpunk und der Systematisierung etwas abgewinnen? Fallen euch andere Beispiele ein? Welche Rolle spielen für euch Künste im Bezug auf die Zukunft?

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Zum Abschluss dieses Überblicks soll es noch einmal um die Frage gehen, wer bei einer Kreislaufwirtschaft treibende Kraft sein könnte und wie sehr der Schwerpunkt auf (Hoch-)Technologien liegt. Der Aufsatz Circular futures: What will they look like? von Thomas Bauwens, Marko Hekkert und Julian Kirchherr konstruiert anhand dieser zwei Achsen vier Szenarien.

Zentralisiert und low-tech: Planned circularity

Schwerpunkt liegt auf (über)staatlichen Regelungen, entsprechend rückt die Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz in den Vordergrund, aber auch effektive Möglichkeiten z . B. Rebound-Effekte zu verhindern (also das Einsparungen zu Mehrverbrauch auf andere Weise verleiten). Low-tech oder low tech innovations meint hier auch das vorrangige Ausreizen der höherwertigen R-Strategien.

Zentralisiert und high tech: Circular modernism

Der Staat gibt hier Richtlinien und finanzielle Anreize, v. a. große Konzerne sollen dann mit innovativen Technologien für Effizienzsteigerungen sorgen. Von KonsumentInnen werden eher keine Verhaltensänderungen erwartet, sie nehmen die Innovationen auf dem Markt an oder nicht. High Tech Lösungen wie Sortiersysteme oder KI-gestützte Automation sollen die unteren Rs und das Reduzieren optimieren, sind aber in der Entwicklung anspruchsvoll.

Dezentral und low tech: Bottom-up sufficiency

Vorangetrieben wird die CE hier v. a. durch kleinere Produktionseinheiten der Nah-und Selbstversorgung, die auch Transportwege minmiert. Lokale Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt, nicht Produktion und Konsum im Weltmarktmaßstab. Landleben und urbane Agrikultur werden kultiviert, freiwillige Verhaltensänderungen im größeren Stil sorgen für signifikante Reduzierung von Verbräuchen.

Dezentral und high tech: Peer-to-peer circularity

Digitalisierung ist hier der Dreh- und Angelpunkt und krempelt Produktions- und Nutzungsmuster um. Statt Massenproduktion und Besitz erlauben Plattformen passgenau Herstellung und Zugriff (Sharing economy, Gig economy).

Die vier Varianten werden dann noch hinsichtlich ihrer ökologischen Effektivität, wirtschaftlichen Effizienz, sozio-politischen Machbarkeit und Kompatiblität mit demokratischen Werten in dieser Grafik verzeichnet.

Die befragte Fokusgruppe sieht global den zirkulären Modernismus als wahrscheinlichste Variante, da dessen Technik- und Wachstumsorientierung sich in der CE-Konzeption von Regierungsstellen, Konzernen und Organisationen wie der Ellen MacArthur Foundation wiederspiegle. Da ohnehin auch von Mischtypen auszugehen ist, wird z. B. auch eine konstruktive Kombination von zentralisierten und dezentralen Elementen als wünschenswert bezeichnet: So könnte die Politik klare Ziele und Leitplanken definieren, aber im Geiste der polyzentrischen Governance auch Betrieben und zivilgesellschaftlichen Initiativen Gestaltung auf lokaler Ebene ermöglichen. (S. 11)


https://www.youtube.com/watch?v=fax5RcM0uIc (Video, in dem einer der Autoren die Ergebnisse vorstellt und diskutiert. Ebenfalls auf Englisch.)

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Bei den Alternativen zum 'Weiter so' fallen zwei gegensätzliche Leitgedanken ins Auge, die jedoch auf ihre Art beide das Notwendige mit dem Angenehmen verbinden wollen. Vor allem ökologisch ausgerichtete NGOs setzen Suffizienz auf die Agenda, damit angesichts begrenzter Ressourcen und Emissionsbudgets grundlegend darüber nachgedacht wird, was denn überhaupt nötig ist für ein gutes Leben aller. Hinter dem Konzept 'cradle to cradle' dagegen steht die Auffassung, dass dabei nicht genügend Menschen mitziehen würden und dies auch gar nicht nötig sei, wenn alle Produkte und Prozesse grundsätzlich anders designt würden. Das Ziel ist die umfassende Imitation des natürlichen 'Es gibt keinen Abfall'-Prinzips auch im künstlichen Bereich, wo alles letztlich zu 'technischen Nährstoffen' zur weiteren Verwendung und damit unproblematisch wird.

Da man dieses Ziel als äußerst ambitioniert bezeichnen darf, sehe ich die starke Abgrenzung von der Suffizienz auf dem Weg dahin kritisch, wie sie z. B. im Buch "Intelligente Verschwendung. The Upcycle: Auf dem Weg in eine neue Überflussgesellschaft" (2013) der beiden Gründer Braungart und McDonough betrieben wird. Während gegen Einschränkung argumentiert wird, sind selbst im anvisierten Zielzustand verschwenderische Lebensstile nur möglich, wenn auch Energie für die Kreisläufe im Überfluss vorhanden ist. Bis dahin dürften das Anerkennen von Grenzen, verbrauchsseitige Verhaltensänderungen und die entsprechenden R-Strategien nicht so überflüssig sein wie dieses Plädoyer für Kreislaufwirtschaft es darstellt. Es weist so eine argumentative Nähe auf zu einem Framing von 'Verzicht' als unnötigem und kontraproduktivem Stimmungskiller. Die praktische Seite des Konzepts - detaillierte Bestandsaufnahmen und kreislauforientiertes Umdesignen (welches der privatwirtschaftliche Arm zertifiziert s. https://c2ccertified.org/ Für die deutsche NGO s. https://c2c.ngo/) - und das Motivieren zu verträglicher Kreativität könnten dabei gut mit dem anderen Ansatz kombiniert werden.

In dieser anderen Perspektive wird aus den planetaren Grenzen die Notwendigkeit abgeleitet, u. a. Ressourcenverbräuche absolut zu reduzieren, ob die Produktionsweisen dies gerade begünstigen oder nicht. Analog zur Klimaneutralität soll deshalb das Endziel auf Etappenziele heruntergebrochen werden, die den Fortschritt überprüfbar machen. Der BUND z. B. fordert deshalb die Vorbereitung eines Ressourcenschutzgesetzes im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie (https://www.bund.net/fileadmin/user_upload_bund/publikationen/klimawandel/handlungsbedarf-nationale-kreislaufstrategie-nkws-forderung-ressourcenwende-bund-2023.pdf).

Da die psychischen und sozialen Belastungsgrenzen aber auch nicht überschritten werden sollen, soll meist das 'Weniger' der Suffizienz-Idee zugleich auch ein 'Genug' sein, das kein äußerstes Minimum ist. Dabei ist das 'Genug' jenseits des blanken Überlebens eine höchst subjektive Sache. Suffizienzansätze versuchen daher häufig die Idee eines Korridors zu etablieren, der innerhalb der Grenzen noch Spielraum für individuelle Präferenzen lässt und demokratisch ausgehandelt werden kann. Wie Braungart und McDonough mit dem Bild der 'verschwenderisch' produzierten Kirschblüten, knüpft die Wortwahl auch hier öfter an natürliche Pracht an, wenn z. B. der Korridor das flourishing (gedeihen) menschlicher Existenz ermögliche. [1]

Eine altbekannte Metapher für unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Sachlage ist das halb volle oder halb leere Glas. Braungart und McDonough formulieren an einer Stelle eine dritte, analytischere Beschreibung: "Das Glas ist voll von Wasser und Luft." (s. o., S. 198). Die Aufforderung, viel genauer als bisher hinzusehen, mit was wir uns permanent umgeben (wollen), kann man beiden Ansätzen entnehmen.


[1] Bärnthaler/Gough: Provisioning for sufficiency: envisaging production corridors (2023), Fig. 1

https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/ressourcenschonung-in-produktion-konsum/fragen-antworten-zu-cradle-to-cradle

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submitted 5 months ago* (last edited 5 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Nach dem Versuch eines Überblicks [https://feddit.de/post/9778079] ist auch der angekündigte Teil mit ergänzenden Aspekten etwas angewachsen, weshalb ich die drei Abschnitte einzeln poste. Den anreißenden Charakter habe ich aber beibehalten und an dieser Stelle nicht nochmal vertiefend nachgearbeitet.

Aus leeren Versprechungen lernen, nicht von ihnen

Wenig überraschend hat man sich im Allgemeinen bei den 'Rs' mit dem Recycling auf etwas konzentriert, das unten in der Hierarchie steht und das an die gewohnten Abläufe mehr oder weniger drangehängt werden kann, ohne sonst viel zu ändern. Das Hauptproblem aber ist, dass das System nicht annähernd das leistet, was Herstellerangaben und Mülltrennung suggerieren. Die Dokumentation "Plastik - Die Recyclinglüge" (2021) z. B. zeichnet nach, was die Branchenweisheit 'Abfall sucht sich immer das günstigste Loch' bedeutet. Statt aufwendiges echtes Recycling (5% des Plastikmülls, im Film ab 00:20:45) subventioniertes Downcycling und Verbrennen, dazu legale und illegale Formen des Exports (und parallel natürlich viel neues, 'virgines' Plastik auf Ölbasis). Recyling politisch als 'stoffliche Verwertung' definiert erreicht so 45%.

Dieses nachgelagerte System krankt also weitgehend im Verborgenen vor sich hin, während die Greenwashing-Offensive im Konsumbereich auch hinsichtlich Recycling auf vollen Touren läuft. Der Unternehmer Reinhard Schneider (Die Ablenkungsfalle. Die versteckten Tricks der Ökologie-Bremser. Wie wir unsere Umwelt nicht länger aufs Spiel setzen, München 2023) kritisiert verschiedenste Praktiken der Irreführung. Verpackungen 'aus Recyclingmaterial', das nicht ausdrücklich aus so genanntem Post-Consumer-Abfall stammt, können z. B. auch aus produktionsbedingten Resten gefertigt werden, deren Nutzung schon immer im betriebswirtschaftlichen Interesse lag und erfolgte (Industrierezyklat, s. S.70). So spielt das Konzept Recycling leider seine Rolle im Scheinklimaschutz, könnte aber auch in einem ganzheitlichen System seinen Part erfüllen.

Schneider plädiert zum einen für staatliche Regulierung (z.B. klare Vorgaben und mit Steuerprüfungen vergleichbare Nachhaltigkeitsprüfungen, S. 231), zum anderen für Unternehmenskulturen, die Stück für Stück wieder Vertrauen aufbauen, indem nicht mehr versprochen als getan wird - und stetig mehr getan wird (u. a. Kap. 11). Das Patentrecht bzw. den Umgang damit sieht er als weiteren Knackpunkt: So würden z. T. nachhaltigere Prozesse oder Produkte patentiert einzig mit dem Ziel die Konkurrenz von Vergleichbarem abzuhalten und selbst wie gewohnt weiterzumachen. Als kooperatives Gegenmodell nennt er das Teilen von Know How (Open Innovation, s. Kap. 5). Für das eigene Kerngeschäft mit Reinigungsmitteln gibt er an, dass nach eigener Erfahrung Mehrweg- und Nachfüllmodelle sich nicht als praktikabel erwiesen hätten, weshalb sie sich auf die Optimierung des Recyclingsprozesses konzentrieren würden.


Hier ein kurzer Vortrag von Schneider anlässlich der Buchveröffentlichung. Die anschließende Diskussion berührt mit Vertreter*Innen von Umwelt- und Industrieverbänden und Politik eine ganze Reihe von anderen interessanten Punkten: https://www.youtube.com/watch?v=ngNH7_i7UTw

Kreislaufwirtschaft: Von der Rhetorik zur Praxis (Prof. Vera Susanne Rotter): Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat in seinem Umweltbericht 2020 auch konkretere Schritte gefordert. Das entsprechende Kapitel wird in diesem kurzen Video vorgestellt (Textquellen in der Beschreibung).

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In einem Ökosystem der funktionierenden Kreisläufe gerät schon mal in Vergessenheit, ob das Huhn oder das Ei zuerst da war. Fataler ist, wenn in einem menschengemachten System funktionierende Kreisläufe an sich in Vergessenheit geraten. Ist es möglich, die moderne Wirtschaft als Kreislauf neu zu erfinden?

Ich habe keine Prognose zu bieten und wollte eigentlich auch nur für einen Link bezüglich Recycling im Bauwesen etwas Kontext haben. Aus diesem Kaninchenbau komme ich nur mit ein paar Orientierungspunkten, dafür aber gar nicht mal so kompakt...

Als übergeordneten aktuellen Zusammenhang kann man die Konsum-und Wegwerfgesellschaft sehen, und entsprechend bezieht sich die Kreislaufwirtschaft auch nicht nur auf Wirtschaftsunternehmen oder Material, sondern auch auf das Verhalten von uns allen.

Eine Definition

Hinter der Verwendung des Begriffs 'Kreislaufwirtschaft' versammeln sich verwirrend unterschiedliche Definitionen, Konzepte und Ziele. Es gibt sie auch nicht nur als umfassendere Version und Zukunftsvision, sondern ebenso als kleinen Teil des status quo, auf Abfallwirtschaft konzentriert. Seit 1996 ist ein Bundesgesetz so benannt und Recycling ist hierzulande ja auch schon ein alter Hut...

Im Geiste dieses Forums darf es gerne mehr und systemisch sein!

International spricht man dann von Circular Economy (CE) und um Verwechslungen zu vermeiden, wird häufiger auf eine Übersetzung verzichtet (s. LINK S. 11 ). Oder man verwendet den deutschen Begriff und macht deutlich, dass man eine CE meint. Aktuell wird unter Federführung des Umweltministeriums eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) für die "Transformation hin zu einer zirkulären Wirtschaft" entwickelt (https://dialog-nkws.de/bmuv/de/home/informieren). Sollte am Ende dieses Beteiligungsprozesses ein umfassendes Konzept stehen, ist Papier natürlich geduldig, aber als Öffentlichkeit könnte man solche Momente nutzen, die Politik beim Wort zu nehmen.

Es gibt schlankere Definitionen als die folgende, aber im Rahmen einer Analyse von 221 Definitionen hat man Prinzipien, Ziele und Beteiligte erfasst, um dann zu schauen, wer was betont.

"Die Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives wirtschaftliches System, das einen Paradigmenwechsel voraussetzt, der den endgültig ausscheidenden Verbrauch von Materialien/Produkten [im Original: 'end of life' concept] ersetzt durch das Reduzieren, alternativ das Wiederverwenden, Recycling und energetische Verwerten [recovering] von Materialien über die ganze Lieferkette hinweg,

mit dem Ziel Werterhalt und eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, ökologische Qualität, wirtschaftliche Entwicklung und soziale Gleichheit zu schaffen

-- zum Vorteil gegenwärtiger und zukünftiger Generationen.

Dies wird ermöglicht durch eine Allianz von Stakeholdern (Industrie, KonsumentInnen, polit. EntscheidungsträgerInnen, Wissenschaft) und ihre technologischen Innovationen und Fähigkeiten."

(Kirchherr et al: Conceptualizing the Circular Economy (Revisited): An Analysis of 221 Definitions. (2023, LINK Übersetzung und Absätze von mir)

Diese Darstellung als Gleichung mit sehr vielen Variablen scheint mir passend, nur sollten die erwähnten Stakeholder deshalb erst Recht Farbe bekennen, wie sie sich die Ausgestaltung konkret vorstellen.

Natürliche Systeme als Inspiration

  1. In natürlichen Systemen nähren Ausscheidungen und auch die Überreste eines Elements andere Elemente ('waste = food')

  2. Diversität macht diese Systeme widerstandsfähiger.

  3. Natürliche Systeme basieren auf erneuerbarer Energie (Sonne).

  4. Sie funktionieren im Zusammenwirken verschiedener Elemente, eben als System.
    (nach https://www.youtube.com/watch?v=BknvimtSQjk)

Menschengemachte Systeme hatten anfangs auch einen solchen Kreislaufcharakter, inzwischen dominiert lineares Wirtschaften des 'take make waste' mit den bekannten Folgen hinsichtlich Ressourcen, Energieverbrauch und Nebenwirkungen. Es wird zwar in Systemen gedacht, aber eben in Teilsystemen und so als wäre ihr Input unendlich und ihr Output folgenlos. Dieser Output wiederum wäre undenkbar ohne die 'Emanzipation' von erneuerbarer Energie mit der Industrialisierung.

Mit der Kreislaufwirtschaft kann man nun die Vorstellung verbinden, dass das menschliche Wirtschaften funktionieren könnte ohne das Gesamtsystem '(Gut bewohnbarer) Planet' entgleisen zu lassen. Die Hälfte einer Kreislaufwirtschaft, die sich auf die Biosphäre bezieht, soll diese durch verträgliche Landwirtschaft (Perma- statt Monokultur, Verzicht auf schädliche Dünger etc.) oder die Verwendung von abbaubaren Bio-Materialien schonen bzw. sogar fördern. Etwas näher will ich hier aber auf die andere Hälfte des 'Schmetterlings' (Link) eingehen, die eine neu organisierte Technosphäre darstellen soll.

Die Rs

Um dem menschlichen Alleinstellungsmerkmal 'Müllproduktion' Herr zu werden, kann man sich an einer Hierarchie der Umgangsweisen mit Materialien orientieren. Die kreislauffreundlichen Aktionen mit der Vorsilbe re- werden gern zu 3, 4 oder mehr "Rs" gebündelt. Hier sind 10, weil ich die Abgrenzungen zumindest interessant finde, teilweise mit Unterscheidung Nutzungsseite // Produktionsseite.

  1. Refuse (Ablehnen):
    Gar nicht erst kaufen o. nutzen // Etwas nicht herstellen o. bestimmte Materialien nicht verwenden. Etwas überflüssig machen.
  2. Rethink (Umdenken): v.a. was Kopplung von Nutzen u. Besitzen angeht. Teilen senkt Produktion und erhöht Ausnutzen des Produzierten. Beim Design auf Reparierbarkeit achten etc.
  3. Reduce (Reduzieren): Durch mehr Effizienz weniger Materialverbrauch
  1. Reuse (Wiederverwenden lassen): Produkt nicht teilen, aber weitergeben-/verkaufen. // Dasselbe mit Maschinen z. B.
  2. Repair (Reparieren): Etwas Defektes wird wieder funktionstüchtig gemacht statt weggeworfen.
  3. Refurbish (Restaurieren u. updaten): Etwas wird nicht nur repariert, sondern aufgewertet
  4. Remanufacture (Zusammensetzen): Intakte Produktkomponenten werden woanders eingebaut
  5. Repurpose (Umwidmen): Produkte/Komponenten werden woanders eingesetzt und in anderer Funktion, z. B. als Möbel.
  1. Recycle: Rohstoffe zurückgewinnen und das schon bei der Produktion vorbereiten. Wenn Material danach z. B. nur noch als Füllstoff fungiert, spricht man auch von Downcycling.
  2. Recover (Energetisch verwerten): Nicht im engeren Sinn zirkulär, aber durch Verbrennung wird zumindest noch Nutzenergie erzeugt im Unterschied z. B. zur Vermüllung der Meere...

(ausgehend von https://prosperkolleg.ruhr/wp-content/uploads/2022/05/rethink_22-03_r-strategien.pdf; 5 Rs mit low- und high tech Lösungen s. auch hier unter table 2 https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S092180091931972X)

Hier noch eine Anwendung auf den Bereich Automobilität LINK

Manche der Rs könnten hier im Forum als Schlagworte nützlich sein, um Beispiele aus ganz unterschiedlichen Bereichen zu verknüpfen.

In einem zweiten Teil werde ich nur noch ein paar zusätzliche Aspekte anreißen.

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Raum für Gedanken, Termine und Co.

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Batterie-Technik von AA bis Z (www.wlb-stuttgart.de)
submitted 7 months ago* (last edited 7 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Tatsächlich geht die hybride Vortragsreihe "Batterien?!" der Württembergischen Landesbibliothek nicht alphabetisch vor, aber der Stand der Dinge in Forschung und Praxis wird in einem breiten Spektrum präsentiert. Die Relevanz für die Energie- und Mobilitätswende liegt auf der Hand, aktuell sorgt das Zusammenstreichen der Bundesförderung für diesen Forschungsbereich für einige Fragezeichen
(s. https://feddit.de/post/8716333).

In meiner Wahrnehmung sind in der Öffentlichkeit kritische Bewertungen von Batterien die präsenteren, der Vortrag von Maximilian Fichtner z. B. skizziert dagegen Fortschritte und Potentiale u. a. in Sachen materielle Zusammensetzung. Efuels und Wasserstoff scheiden für ihn als sinnvolle Alternativen für die Mobilität aus.

Hier befinden sich die Aufzeichnungen: https://av.tib.eu/series/1532/batterien

Hier die Termine und Themen der kommenden Vorträge, die auch im Livestream übertragen werden: https://www.wlb-stuttgart.de/die-wlb/kultur-und-wissenschaft/veranstaltungen/vortragsreihe-batterien/

Als Nächstes: Dr. Carolin Kresse (Berlin): Rohstoffvorkommen und -rückgewinnung für Batterien, am 22. Februar 2024, 18Uhr

#energie #technik #mobilität #kreislaufwirtschaft

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Können Online-Arenen auch zu Konsens statt Konfrontation animieren?

Wie können möglichst viele Stimmen gehört werden?

Bestätigen sich Vermutungen über eine Meinungslandschaft?

Ergänzend zu der eher digitalkritischen Fragestellung hier (https://feddit.de/post/7344887), liegt der Schwerpunkt diesmal eher auf dem Potenzial eines Instruments für Aushandlungsprozesse. Die Plattform Pol.is kann für Diskussionen unterschiedlicher Art genutzt werden, besonders spannend ist dabei der Kontext in Taiwan, wo in den letzten Jahren Druck von innen (Protestbewegung 2014) und außen (China) auch in digitaler Form daherkam - und wo Zivilgesellschaft und Regierung vermehrt digital unterstützte, partizipative Politik erproben.

Die Plattform

Pol.is wurde vom Computational Democracy Project entwickelt und folgt dem open source- Prinzip, Menschen mit Programmierkenntnissen können 'unter die Haube schauen' und auch eigene Versionen basteln. Als Laie kann man über die Seite https://pol.is/home im Handumdrehen eigene Diskussionen eröffnen und dann per Link andere zur Beteiligung einladen. Für den Account empfiehlt sich als Name ein Pseudonym, da er Teilnehmenden später sichtbar wird. Auch für Teilnehmende ist ein Account praktisch, um auch ohne Cookies zu Diskussionen zurückzukehren.

DatenschutzNutzt man Pol.is so, laufen die Daten über amerikanische Server. In den Bedingungen wird auch auf die europäische Datenschutz-Grundverordnung (englisch GDPR) eingangen, siehe die Abschnitte 'International Visitors' und 'Supplemental Notice to EU Data' unter https://pol.is/privacy . Ich selbst kann das nicht beurteilen, aber wer volle Kontrolle will, kann die Software auf Server der Wahl packen.


Für die Benutzung wird auf Einfachheit gesetzt. Als Initator formuliere ich ein Thema und eine handvoll Aussagen dazu. Teilnehmende können auf eine Aussage per Klick mit Zustimmung, Ablehnung oder Enthaltung reagieren - und bekommen dann erst die nächste Aussage gezeigt. Die Möglichkeiten sind im Vergleich zu Sozialen Medien bewusst um das Mittel des Kommentars gekürzt. Dahinter steht neben der Präferenz für Übersichtlichkeit die Annahme, dass solche Diskussionen zu oft nicht fruchtbar sind, in 'Kommentarkriege' Weniger, Trollaktionen u. ä. münden.

Zugleich ist man aber zum Beisteuern eigener Aussagen eingeladen, die dann einen eigenen Platz bekommen. Pol.is entspricht damit der Definition einer wikisurvey, d. h. einer Umfrage, deren Inhalte die Befragten selbst mitgestalten. Letzlich entsteht eine Mischform aus Umfrage und Debatte.

Ein konstruktiver Kommentar im herkömmlichen Sinn kann ja z. B. so aussehen, dass man einer Äußerung beipflichtet, aber eine punktuelle Abänderung vorgeschlägt. In Pol.is würde man so eine Synthese dann als neue Aussage einstellen - und möglicherweise ist es genau die Änderung, die auch bei anderen die Akzeptanz erhöht. Jedenfalls sehen nach den bisherigen Erfahrungen positive Diskussionsverläufe öfter so aus, dass nach und nach konsensfähigere Aussagen entwickelt werden.

In der Selbstbeschreibung ist auch von der Nutzung von "advanced statistics and machine learning" die Rede. Dabei versucht die 'Maschine' nicht die Aussagen inhaltlich zu analysieren:

"Does Polis use natural language processing (NLP)?" "No. The machine learning 👾 Algorithms run are solely run on the polis opinion matrix of agrees, disagrees and passes by participants on comments. Thus, Polis is language agnostic." (aus den FAQ)

Pol.is beschränkt sich darauf, die Abstimmungsergebnisse miteinander in Beziehung zu setzen und daran auch die Reihenfolge individuell anzupassen, in der die Thesen angezeigt werden. In der (teilweise) deutschen Benutzeroberfläche fällt das Wort "zufällig", aber "semi-randomly" (FAQ) ist soweit ich sehe treffender und entspricht der Logik des Ansatzes.

Sinn des Ganzen ist nicht einfach ein Ranking der Aussagen nach Beliebtheit herzustellen. Pol.is versucht 2-5 Gruppen zu fassen, die sich durch ähnliche Abstimmung herauskristallisieren. Wenn viele Teilnehmenden einer These zustimmen, viele andere sie aber ablehnen, schaut Pol.is, ob das übrige Abstimmungverhalten für relativ homogene Gruppen spricht. Eine Gruppe definiert sich dann durch hohe Zustimmungs- oder Ablehnungswerte für eine handvoll Thesen, wobei eben interessant ist, wie hoch genau die Übereinstimmung jeweils noch ist. Da nicht immer alle alle Thesen durchgehen, priorisiert der Algorithmus also die Aussagen, die für die Verortung relevanter sind.

Die Ergebnisse werden danach in einem detaillierten Bericht präsentiert, optional kann man den Teilnehmenden auch parallel zur Diskussion Zwischenstände anzeigen - was dann natürlich auch wieder das Abstimmungsverhalten beeinflussen könnte. Beispiele für solche Berichte sind unten verlinkt. Außer dem Fokus auf die Gruppen gibt es u. a. noch ein Spektrum, das die Verteilung der Thesen von konsensuell zu kontrovers anschaulich macht, und eine Übersicht über "Uncertainty", die Aussagen, die mehr als 30% der Beteiligten geschoben haben.

Es liegt auf der Hand, dass sehr viel davon abhängt, wie man Diskussionen dann selbst aufsetzt und durchführt: Weit oder eng gefasstes Thema, kurzer oder langer Zeitraum usw.

Eine Variable ist auch, wieviel 'Profil' die Teilnehmenden haben. Es ist möglich, den Zugang mit dem Einloggen in Facebook bzw. Twitter/X zu verknüpfen - dann taucht das Profilbild in der Visualisierung auf. Oder Moderierende können eigene und fremde Aussagen als Metadaten markieren: Wer möchte, kann dann z. B. in einer Diskussion zur Agrarpolitik über Aussagen wie "Ich bin selbst Landwirt*in" 'abstimmen', um das Meinungsbild zu den eigentlichen Thesen dann noch differenzierter zu bekommen.

Weitere Art der Verlinkung, die ich nicht erklären kann"Can Polis break down opinions based on demographic or location information? Yes, if you're collecting this data yourself. You can link a participation record to a random long number which links back to your user records, and merge the tables after the conversation ends. Thus, the data export from Polis can be connected to your data." (FAQ)


Eine Stärke von Pol.is ist die Skalierbarkeit. Während Zahlen von unter 50-100 Teilnehmenden sogar als nicht ideal erachtet werden, ist nach oben sehr viel möglich. Mitbegründer Megill bringt im Video unten den Vergleich, dass 100 Teilnehmende nicht über eine Million Aussagen abstimmen könnten, aber eine Million Teilnehmende durchaus über 100 Aussagen, und in dem Fall der digitale Weg auf unkomplizierte Weise eine Willensbildung ermögliche, die analog kaum denkbar sei.

Jetzt könnte man sich fragen, wie realistisch es ist, dass vielen Menschen nur relativ wenige Aussagen gegenüberstehen. Mit Blick auf Social Media und Pol.is selbst verweist Megill darauf, dass in der Praxis aktiv Schreibende meist nur eine kleine Minderheit gegenüber den anders Nutzenden (lesen, 'voten') ausmachen, teilweise nur ein Zehntel. Gerade bei engerer Themenwahl sind auch nicht Unmengen von Ideen zu erwarten und zudem schalten optional Moderator*innen Aussagen erst frei, um z. B. hate speech, aber auch Wiederholungen zu vermeiden. Soweit ich sehe gibt es dafür keine transparente Dokumentation, das müsste man also anderweitig bewerkstelligen.

Taiwan

In Taiwan steht Digitalministerin Audrey Tang, die zuvor zu den 'civic hackers' der Sonnenblumenbewegung 2014 gehörte, für einen umfassend gedachten Einbezug digitaler Möglichkeiten unter dem Stichwort vTaiwan (für virtualTaiwan). Das so unterstützte Handling der Pandemie gilt z. B. als erfolgreich, Transparenz (der Regierung, nicht der Bürger, wie Tang hervorhebt) und Partizipation statt Steuerung (die sich oft hinter 'smart...'-Konzepten verbirgt) sind leitende Ideen dabei. Im Sinne der Problematik 'Digitalzwang' (s. Link oben) würde mich interessieren, wie gut dabei die Inklusion von Menschen klappt, die sich ansonsten eher offline bewegen. Internetzugang selbst wird allerdings als Grundrecht angesehen und entsprechend vorangetrieben. Zur sich etablierenden 'Digitalkultur' gehört auch, dass bei Projekten und Prozessen mit Fehlern und situativem Anpassungsbedarf gerechnet wird. Siehe Überblick unter https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/default-7b774a0527-2

Ein Beispiel für den Einsatz von Pol.is ist die Diskussion anlässlich eines Konflikts zwischen Uber und der Taxibranche. Auch Behörden und Nutzende wurden in einen mehrschrittigen Prozess eingebunden, der in die Gesetzgebung mündete. Siehe https://www.tomatleeblog.com/archives/175327886 (Abschnitt Example 2)

Klima-Rat

Ein österreichischer Klima-Rat mit ausgelosten Teilnehmer*innen traf sich 2022 an mehreren Wochenenden, ähnlich dem deutschen Klima-Rat vor der letzten Bundestagswahl. In der österreichischen Variante suchte der Rat auch Input und Feedback vom Rest des Landes, nachdem er selbst schon erhaltene Sachinformationen in Gruppen andiskutiert hatte. Die Eingangsthesen waren also schon das (Zwischen-)Ergebnis einer partizipativen Methode.

„'Die Online-Beteiligung hilft uns dabei, den richtigen Fokus zu setzen, Themen zu ergänzen, die bisher vielleicht untergangen sind und letztlich die besten Empfehlungen an die Politik zu formulieren,' ergänzt Paul aus Söding-Sankt-Johann in der Steiermark, Mitglied im Klimarats-Team Ernährung." https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20220427_OTS0096/ab-sofort-der-klimarat-fragt-ganz-oesterreich

Im Nachgang haben Mitorganisatoren vermeidbare Fehler im Ablauf, in der Einbindung in den Prozess festgehalten - von den mittlerweile reichlich gemachten Erfahrungen weltweit können neue Initiativen lernen. Inhaltlich zeigte sich in der Diskussion zum Thema 'Energie' eine Aufteilung in zwei Gruppen von 1228 und 211 Teilnehmenden, wobei die kleinere durch überwiegend ablehnende Haltung zu weitergehenden Klimaschutzmaßnahmen charakterisiert war. Grundzüge dieser Position (wie die Relativierung des Problems) sind nicht überraschend; auffällig ist, dass auf eine abstraktere Aussage (Nr. 51 "Klimarat: Österreich muss im Klimaschutz global eine Vorbildrolle übernehmen.") die Ablehnung noch viel eindeutiger ist (3% pro, 82% contra) als bei konkreteren Statements, die die Gruppe mehrheitlich ablehnt. (Nr. 29 "Klimarat: Ich bin bereit, Windräder auch in meinem näheren Umfeld zu akzeptieren." 25% pro, 61% contra).

An dieser Stelle nur noch ein Beispiel, das dafür stehen soll, dass der Reiz in der Zusammenschau verschiedener Abstimmungen besteht. Nr. 36 "Klimarat: Produkte und Dienstleistungen, die das Klima belasten, sollen einen deutlich höheren Preis haben als klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen" erhält bei der kleinen Gruppe 18% pro, 60% contra. Noch höhere Ablehnung erntet Nr. 50 "Klimarat: Klimaschutz ist so dringend und muss umgesetzt werden, auch wenn zeitnah keine sozialen Ausgleichsmaßnahmen möglich sind." (4% pro, 76% contra, dagegen 47 % pro, 33% contra bei der großen Gruppe), was die Vermutung bestätigen könnte, die mangelnde Sozialverträglichkeit der Maßnahme ist ausschlaggebend. Doch auch Nr. 188 "CO2 muss stärker bepreist werden, aber dafür müssen ärmere Haushalte auch mehr Zuschuss bekommen" bekommt 7% pro, 65% contra (bei geringerer Beteiligung). Verteuerung als solche scheint ein rotes Tuch zu sein, während die Zustimmung für Förderung und Information einen Konsensbereich mit der großen Gruppe bildet (z. B. Nr. 11, Nr.32).

Links zum Beispiel: https://pol.is/report/r8nssrnnnf2bewvtd5f5h (So sieht ein Bericht aus) https://compdemocracy.org/Case-studies/2022-Austria-Klimarat/

Weiteres Beispiel: Die mittlerweile wieder abgeebbte Bewegung 'Aufstehen' um Sahra Wagenknecht experimentierte ebenfalls mit Pol.is. Interessant u. a. bezüglich sehr hoher Teilnehmerzahl, Metadaten und technischen Details. https://www.youtube.com/watch?v=1yh2yKHUKU8
https://pol.is/report/r6xd526vyjyjrj9navxrj

Vorläufiges Fazit

Pol.is ist keine Wundertechnik. Auch weil ich von 'richtiger' KI in diesem sensiblen Zusammenhang nichts Gutes erwarte, ist das einfache Prinzip aus meiner Sicht aber kein Nachteil. Es bedeutet nur, dass wir Menschen aktiv überlegen und ausprobieren müssen, wann und wie dieses Instrument eine Unterstützung sein kann. Oder was man daran ändern könnte - im Video unten geht es z. B. auch um mehr Antwortmöglichkeiten. Dreh- und Angelpunkt ist für mich die kollaborative Feinarbeit an Formulierungen, die das Rätselraten minimieren, wie Abstimmungsergebnisse zu deuten sind. Ein eher enger gefasstes Thema kann für diese Klärung förderlich sein.

Es klingt vielleicht etwas hochtrabend immer wieder von Demokratie zu sprechen, aber gerade aktuell ist ja greifbar, dass Zeichen gesetzt, aber eben auch vernünftige Praktiken demonstriert werden müssen. Ich sehe keinen Grund, warum man nicht auf lokaler Ebene so eine Mischform aus Umfrage und Debatte einführen und kultivieren sollte.

Eventuell ergeben sich dann überraschende Gemeinsamkeiten (oder Differenzen), präzisere Formulierungen oder Aufschlüsse darüber, ob z. B. bestimmte Fakten doch noch zu unbekannt sind. Was bei der automatischen Präsentation ganz gut gelingt ist Minderheitsmeinungen nicht untergehen zu lassen, ohne die proportionale Einordnung aus dem Blick zu verlieren. Die Frage, wie repräsentativ die Ergebnisse sind, hängt natürlich wieder vom Organisieren der Teilnahme ab.

Wie ist eure Meinung dazu? Könnt ihr euch vorstellen solche Diskussionen auch hier auszuprobieren und wenn ja, zu welchen Themen?


Link:
https://www.youtube.com/watch?v=b4j_2JDh_Rc (Vortrag Colin Megill [ca. 20 min.] und anschließende Fragerunde)

#demokratie #digitalisierung

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Raum für Ihre Notizen

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submitted 7 months ago* (last edited 7 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Diese Online-Ressource wird von den Scientists und den Creatives For Future aufgebaut. Wie beim - davon unabhängigen - Buch 'Zukunftsbilder 2045' (s. https://feddit.de/post/7266137) ist die heutige Perspektive nicht vorrangig. Stattdessen wird der mögliche Stand der Dinge im Jahr 2040 so skizziert, als würde die dann reale Gegenwart und die Entwicklung dahin beschrieben.

Dabei sind von vornherein mehrere Zukünfte im Spiel, denn für die zahlreichen Bereiche werden durchgängig vier Szenarien beleuchtet: 'Langsam' markiert das einzige, das keinen Anlass zu Optimismus bietet. Die anderen zeichnen sich aus durch einen Schwerpunkt auf wenige, aber wirkungsvolle Hebel, auf Initiativen von unten oder auf große politische Maßnahmen.

Das Gerüst der Bereiche wird jetzt nach und nach mit Texten gefüllt - so ist es im Moment auch im durchaus praktischen Sinn überschaubar und bietet trotzdem schon Anregungen, Informationen und weitere Quellen. Gerne unter diesem Beitrag kommentieren, wenn euch beim Reinschauen etwas auf- oder einfällt. (Mobilität und Naturerfahrung sind komplett, daneben noch einzelne andere, siehe Menü > Überblick)

https://mastodon.social/@zukunftsbilder

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submitted 7 months ago* (last edited 7 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Zweimal der Politikwissenschaftler, Philosoph und Schriftsteller Felix Heidenreich über die Rolle von Zukunftsvorstellungen in Demokratien: Ein kürzeres Interview (11.48 min) vom März 2023 und unter dem nachfolgenden Link ein Online-Vortrag (46.59) vom September 2023. https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/vhs_wissen_live_felixheidenreich?language=de

(Seltsame Bildauswahl auf der ersten Seite...)

#denkweisen

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submitted 8 months ago* (last edited 8 months ago) by borisentiu@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Raum für Hallo aller Art & Hinweise auf interessante Sachen da draußen!


(Im angepinnten Beitrag 'Zum Forum' gibt es ein paar Ergänzungen zur Moderation und zur Bedienung. Was die aktuellen technischen Probleme auf Feddit angeht...ruckelt sich das hoffentlich sicher bald zurecht)

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submitted 8 months ago* (last edited 8 months ago) by Muscari@feddit.de to c/gutesmorgen@feddit.de
 
 

Dr. Markus Strauß sieht in der Integration essbarer Wildpflanzen in unsere Alltagskultur "riesige Chancen in den Bereichen Landwirtschaft, Esskultur, Gesundheitsvorsorge, Naturerlebnis und Lebenslust" Mit Hilfe einer Stiftung sind erste Parks entstanden, ich finde diese Idee in jeder Hinsicht toll und wünsche mir, dass das Netz, wie geplant, immer dichter wird!

Ewilpa.net

https://youtu.be/sZSipbbQZw4?si=s6N9YYKM412g9QBC (längeres Interview mit Schwerpunkt Ernährung)

#Landwirtschaft #Ernährung #Biodiversität #Gesundheit #Natur

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