Offenbach – Wie die Offenbacher AfD mitteilt, ist das Auto der Parteivorsitzenden Christin Thüne zum wiederholten Mal Ziel eines Angriffs geworden. So seien in der Nacht von Donnerstag (25. Juli) auf Freitag zwei Reifen des in der Innenstadt geparkten Wagens zerstochen und die Türen zerkratzt worden.
Das Polizeipräsidium Südosthessen bestätigt den Vorfall. Der angerichtete Schaden belaufe sich auf 400 Euro. Aber: Die Pressestelle des Präsidiums stellt Details aus der AfD-Mitteilung infrage.
In dieser heißt es, bei dem Zwischenfall handele es sich „um den siebten Anschlag dieser Art innerhalb der letzten acht Jahre.“ Polizeisprecher Thomas Leipold entgegnet: „Unseren Informationen zufolge liegen fünf Taten vor, bei denen an oder in Fahrzeugen Straftaten zum Nachteil von Frau Thüne verübt wurden.“ Konkret gehe es um vier Sachbeschädigungen und einen Diebstahl. Die erste Tat ereignete sich demnach im Februar 2017.
Thüne bleibt bei ihrer Darstellung: Auf ihr vormaliges Fahrzeug seien vier, auf ihr aktuelles drei „Anschläge“ verübt worden, die erste Tat datiere auf das Jahr 2016 und sei möglicherweise nicht mehr „im System“ der Kriminalpolizei, schreibt sie als Reaktion auf die Berichterstattung dieser Zeitung.
In ihrer Nachricht geht die AfD zudem von einem politischen Motiv aus und nennt auch eine Tätergruppe: Es sei in den vergangenen Monaten vermehrt zu Übergriffen „insbesondere gegenüber Vertretern der AfD“ gekommen, heißt es, ohne jedoch konkrete Beispiele anzuführen.
Der „sinnlose Akt der Gewalt“ an Thünes Auto sei die Fortsetzung dieser Entwicklung. Die Gefahr für „Staat und Gesellschaft“ komme „nicht von rechts, sondern von Links!“
Im Internet findet sich inzwischen ein Bekennerschreiben. Auf der Plattform de.indymedia.org, die vom Verfassungsschutz als linksextremistischer Verdachtsfall geführt wird, heißt es: „Ende der letzten Woche haben wir das Auto von Christin Thüne fahruntüchtig gemacht. Christin wird wohl erstmal den Gehsteig benutzen.“
Thüne stehe „selbst in der Nazipartei AfD am rechten Rand“. Auch die Privatadresse sowie das Kfz-Kennzeichen Thünes wurden von einem anonymen Nutzer veröffentlicht.
Thüne und ihr Wagen „freuen sich auch in der Zukunft über Besuch“, heißt es weiter - offensichtlich ein Aufruf zu weiteren Straftaten gegen Sachgegenstände beziehungsweise die Politikerin selbst.
Die Pressestelle des Polizeipräsidiums teilt auf Anfrage mit, Kenntnis von dem Bekennerschreiben zu haben. Eine Bewertung könne die Polizei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht abgeben.
Ganz unabhängig vom aktuellen Fall hatte Polizeipräsident Daniel Muth erst vor wenigen Wochen alle Offenbacher Stadtverordneten – nicht nur die der AfD – ins Präsidium geladen. Ziel: Sensibilisierung für Angriffe auf Lokalpolitiker steigern und Attacken gegen die eigene Person konsequent zur Anzeige bringen.
Was die politisch motivierte Kriminalität betrifft, zeichnet die polizeiliche Kriminalstatistik im Bereich des Präsidiums für 2023 jedenfalls ein eindeutiges Bild: 181 Straftaten von Rechts stehen 13 von Links gegenüber.
Eine Antwort auf eine Anfrage unserer Redaktion bezüglich Straftaten gegen Politiker und ihrer Parteizugehörigkeit in der Region steht zwar noch aus.
Auf Bundesebene wurden zuletzt Zahlen veröffentlicht, die zeigen: Die mit Abstand meisten Straftaten zu Ungunsten von Politikern erlebten Mitglieder und Repräsentanten der Grünen.