Ich hasse alles an diesem Artikel. Wie menschenverachtend will man eigentlich noch nach unten treten? Wie können die Politiker, die diese Verschärfung tragen und die, denen sie nicht weit genug geht, überhaupt noch irgendwas von Sozialstaat faseln? Und wieso sind so viele Menschen dafür empfänglich und gleichzeitig der Gegenrichtung (Sozialstaat stärken, Reiche zur Kasse bitten) so verschlossen? Wieso muss ich hören, dass Menschen, die aufgrund von mentaler Krankheit selber kurz vorm Bürgergeld stehen und teilweise Probleme mit Dingen haben, für die sie im Bürgergeld sanktioniert werden können, die Forderung nach der Abschaffung von Sanktionen "zu extrem" und dass "Totalverweigerer" Bürgergeld bekommen "unfair" nennen? Wie kann man soziale Gerechtigkeit beliebter bei der breiten Masse machen?
Deutschland
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Die Verrohung der Gesellschaft läuft auf vollen Touren. Und eigentlich schon so lange ich politisch denken kann. Also seit den 90ern. Die Erniedrigung unter gleichzeitiger Ausweitung des armen Bevölkerungsteils dieses Landes betrachte ich seither mit Staunen. Aber wenn man sich Narrativen in Bildung, Medien, Politik immer mal wieder vor Augen führt, ist es gar nicht so verwunderlich. Wir sind schließlich eine Leistungsgesellschaft. Und wen diese Moral nicht im Griff hat, dann sorgen die Lebensumstände schon dafür, dass man keine Zeit hat sich zu beschweren.
Alles in allem gibt es halt eigentlich keine Gesellschaft mehr. Kapitalismus, Individualismus, die dazugehörige Moral und Propaganda führen dazu, dass jeder schaut, wie er das meiste für sich rausholen kann. Wenn andere auf der Strecke bleiben, werden sie aber doch schon irgendwie selber schuld sein. Die ganzen herrschenden Widersprüche werden mit der Zeit zu einer gigantischen kognitiven Dissonanz, die sich dann bald im Faschismus niederschlägt.
Welcome to Hell.
Wie kann man soziale Gerechtigkeit beliebter bei der breiten Masse machen?
Es würde helfen wenn die breite Masse nicht selbst am Verarmen wäre. Soziale Gerechtigkeit hat keine Prio wenn fast das gesamte Einkommen für die Basics drauf geht.
Digga, mir gehts alles andere als gut. Ich bin selber Bürgergeldempfänger, nicht nur fast mein gesamtes Einkommen geht komplett für die Basics drauf (und noch nicht einmal alle), statt meine Umschulung zu beenden bin ich gerade wegen Burnout und Post Covid in Reha. Einen Scheiß gehts mir gut.
Gerade für uns, die ganz unten sind, sollte soziale Gerechtigkeit oberste Priorität bei politischen Themen sein, das ist schlicht ein Überlebenskampf. Und auch für die, die kaum besser dastehen als Bürgergeldempfänger ist das wichtig. Jetzt besser das soziale Sicherungsnetz, Jetzt höher der Mindestlohn ist, desto besser ist die Verhandlungsposition aller. Deswegen treten die unternehmensnahen und neoliberalen Parteien, Arbeitgeberlobbys usw. doch doch hart nach unten. Mehr soziale Gerechtigkeit sorgt doch gerade dafür, dass die breite Masse nicht verarmt.
Welche Unterstützung würde dir den weiter helfen?
Was soll denn diese beschissene Frage? Stehe ich stellvertretend für alle Bürgergeldempfänger*innen? Kannst du aus meinen individuellen Problemen Lösungsvorschläge für systematische Fehler ableiten?
Ach du meine Güte, verzeih mir bitte dass ich mich für dein Leben interessiere, mein Fehler.
Warum geht es dir um mein Leben? Fragen wie welche bestimmte Unterstützung in meinem spezifischen Fall hilfreich wäre, sollte ich offen mit meinem Sachbearbeiter diskutieren können. In der gesellschaftlichen Diskussion sollte es deutlich allgemeiner bezogen werden.
Warum geht es dir um mein Leben?
Ich habe mich doch bereits dafür entschuldigt dass ich Interesse an dir geäußert habe. Bitte lass mich jetzt in Ruhe.
Dass sich unsere öffentlich-rechtlichen Medien für solche Propaganda hergeben ist schon echt traurig.
Mit so irreführenden Aussagen wie
Vor dem Hintergrund stark gestiegener Ausgaben für das Bürgergeld
Dabei ist die Sozialleistungsquote so ziemlich auf dem gleichen Niveau wie vor 20 Jahren:
https://www.sozialpolitik-aktuell.de/files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Finanzierung/Datensammlung/PDF-Dateien/abbII1a.pdf
Man sollte aber auch nicht außer Acht lassen dass die Flüchtlinge aus der Ukraine abweichend zur Regelleistung direkt Bürgergeld bekommen haben bzw. noch bekommen. Das schlägt natürlich auch durch.
dass die Flüchtlinge aus der Ukraine [...] direkt Bürgergeld bekommen [...]
Das schlägt natürlich auch durch.
Tut es das? Gibt es dazu Zahlen?
Ich konnte jetzt noch nichts für dieses Jahr finden aber dass die Ukrainischen Flüchtlinge Bürgergeld bekommen wurde schon im Mai 22 beschlossen.
Die Auswirkungen müsste man aber 22, 23 sehen können.
Hier nochmal aktuellere Zahlen von Statista, da sieht man dass die Quote in beiden Jahren sogar rückläufig ist:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/20165/umfrage/entwicklung-der-sozialleistungsquote-in-deutschland-bis-2012/
Es steht - ziemlich verklausuliert - im Originalartikel, Zitat anbei.
"Der Anstieg der vergangenen zwei Jahre ist maßgeblich auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine zurückzuführen", sagte Dirk Heyden, Chef des größten deutschen Jobcenters in Hamburg, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Mehr als eine Million Menschen seien seither nach Deutschland gekommen.
Der Artikel spricht von einem Anstieg, der in der Sozialleistungsquote nicht ersichtlich ist.
Absolute Zahlen isoliert zu betrachten ist unsinnig. Die steigen mit der Zeit sowieso.
Zudem ist das jetzt die Aussage von einem Typ. Worauf Herr Heyden seine Meinung da stützt ist nicht ersichtlich. Ob der Chef eines Jobcenters jetzt bessere Einsicht in das Budget des Bundes hat als Ökonomen oder das Statistische Bundesamt wage ich auch anzuzweifeln.
Wer so einen Hass auf Teilzeit, Mütter, kranke und arbeitssuchende nicht mehr möchte, bitte wähle nicht FDP. Nicht BSW und nicht afd. Und nicht CDU. Nur dieses Thema, bei CDU zumindest, anstatt viel wichtigere Sachen wie unsere Bahn, Infrastruktur, Rente und Bildung, auf deren sozialen Medien momentan.